Der Waldmacher

Di 11.7. (18 und 20 Uhr) / Do 13.7. (17:30) / So 16.7. (13:00)

Der Waldmacher

Deutschland 2022; Regie: Volker Schlöndorff; Mitwirkende: Tony Rinaudo, Tesfamariyam Antoniyo, Cecilia Topok Saparoug, Ablaye Cissoko; FSK: ab 0; 87 Minuten

1981 kommt der Australier Tony Rinaudo als junger Agrarwissenschaftler in den Niger, um die wachsende Ausbreitung der Wüsten und das Elend der Bevölkerung zu bekämpfen. Radikale Rodungen haben das Land veröden lassen und einst fruchtbare Böden ausgelaugt. Doch Rinaudos Versuche die Wüste durch das Pflanzen von Bäumen aufzuhalten scheitern und nahezu alle seine Setzlinge gehen wieder ein. Doch dann bemerkt er unter dem vermeintlich toten Boden ein gewaltiges Wurzelnetzwerk – eine Entdeckung, die eine beispiellose Begrünungsaktion zur Folge hat und unzähligen Menschen neue Hoffnung schenkt.
Oscar-Gewinner Volker Schlöndorff widmet seinen ersten Dokumentarfilm dem Lebenswerk von Tony Rinaudo, der seit Jahrzehnten gemeinsam mit afrikanischen Bauern eine simple Schnitttechnik praktiziert und verbreitet. In beeindruckenden Bildern lässt er die Zuschauer daran teilhaben, wie dank der Passion eines Mannes eine ganze Region wieder aufblüht.
Der Waldmacher erzählt von der Entdeckung und Verbreitung einer (Wieder-) Aufforstungsmethode, die zu einer globalen Bewegung wurde und mittlerweile von Kleinbauern in vielen Ländern angewandt wird: der sog. Farmer Managed Natural Regeneration (FMNR). Mit dieser Methode wurden weltweit bereits 20 Mio. Hektar Land wiederbegrünt. Tony Rinaudo wurde 2018 für sein Engagement mit dem Alternativen Nobelpreis geehrt.

Roter Himmel

Di 4.7. (18 und 20 Uhr) / Do 6.7. (17:30) / So 9.7. (13:00)

Roter Himmel

Deutschland 2023; Regie: Christian Petzold; Darsteller*innen: Thomas Schubert, Paula Beer, Langston Uibel, Enno Trebs, Matthias Brandt; FSK: ab 12; 102 Minuten

Ein Sommer an der Ostsee. Es ist heiß und trocken, seit Wochen hat es nicht mehr geregnet. In einem abgelegenen Ferienhaus, zwischen Wald und Meer, treffen vier junge Menschen aufeinander. Leon und Felix, Freunde seit Kindertagen, Nadja, die als Saisonkraft im Küstendorf jobbt; David, der Rettungsschwimmer. Es sind schwebende, wie aus der Welt gefallene Tage. Und so wie eine Funke genügt, um die ausgetrockneten Wälder um sie herum in Brand zu setzen, geschieht es den jungen Menschen mit ihren Gefühlen und Hoffnungen, mit der Liebe. Es gibt das Glück und die Sehnsucht, aber auch Eifersucht, Empfindlichkeiten, Spannungen. Eines Tages kommt dann jedoch alles anders, als plötzlich wütende Waldbrände um sie herum eintreten, die schnell außer Kontrolle geraten. Während jeder mit seinen eigenen Sorgen beschäftigt ist, schaffen die Flammen es, die Menschen für einen Moment näher zusammenzubringen. Es folgt eine Geschichte über Zwischenmenschlichkeit, Zerbrechlichkeit und Liebe sowie das Leben und den Tod.

Nach Undine ist Roter Himmel der zweite Teil einer geplanten Trilogie. Der Film lief im Wettbewerb der Berlinale 2023 und gewann den Großen Preis der Jury.

Was man von hier aus sehen kann

Di 27.6. (18 und 20 Uhr) / Do 29.6. (17:30) / So 2.7. (13:00)

Was man von hier aus sehen kann

Deutschland 2022; Regie: Aron Lehmann; Darstellerinnen: Luna Wedler, Corinna Harfouch, Karl Markovics, Rosalie Thomass, Benjamin Radjaipour; FSK ab 12; 103 Minuten

In einem abgelegenen Dorf im Westerwald scheinen die Uhren noch etwas anders zu ticken. Die 22-jährige Luise ist hier bei ihrer Großmutter Selma aufgewachsen. Die Dorfbewohner zeichnen sich durch ihre skurrilen Eigenarten aus. Luises Mutter, die Blumenladenbesitzerin Astrid führt eine Affäre mit dem Eisverkäufer Alberto. Die abergläubische Elsbeth beherbergt buddhistische Mönche in ihrem Haus, während der Optiker mit seinen Gefühlen für Oma Selma und den Stimmen in seinem Kopf zu kämpfen hat. Doch Selma hat eine ganz besondere Gabe. Immer, wenn sie von einem Okapi träumt, stirbt am nächsten Tag jemand im Ort, Luises Großmutter kann also den Tod voraussehen. Als ihr nach einer Weile wieder ein Okapi im Traum erscheint, ist das gesamte Dorf gebannt. Hastig werden letzte Vorbereitungen getroffen, Geheimnisse enthüllt, Geständnisse gemacht und einander die Liebe erklärt.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Mariana Leky, das die deutsche Autorin 2017 veröffentlichte und das sich daraufhin zum Bestseller entwickelte. Regisseur Aron Lehmann bringt die märchenhafte Erzählung auf die Leinwand.

Die Insel der Zitronenblüten

Di 20.6. (18 und 20 Uhr) / Do 22.6. (17:30) / So 25.6. (13:00)

Die Insel der Zitronenblüten (Pan del limón con semillas de amapola)

Spanien/Luxemburg 2020; Regie: Benito Zambrano; Darsteller*innen: Elia Galera, Eva Martín, Mariona Pagés, Tommy Schlesser, Marilu Marini; FSK: ab 12; 122 Minuten

Vor langer Zeit hat das Schicksal die Schwestern Marina und Anna voneinander getrennt. Ihre Kindheit verbrachten sie gemeinsam in einem kleinen Dorf auf Mallorca, doch während Anna das Inselparadies nie verlassen hat, ist Marina als Ärztin um die Welt gereist. Als eine unbekannte Wohltäterin den beiden eine kleine Bäckerei vererbt, kehrt Marina in die Heimat zurück. Während sie den Gründen für ihre mysteriöse Erbschaft nachspüren, kommen Marina und Anna sich wieder näher… und schon bald weht der süße Geruch von frischgebackenem Brot durch die Straßen, der alte Geheimnisse aufwirbelt und den Sommer für die Schwestern zu einer unvergesslichen Reise in die Vergangenheit werden lässt.

Passagiere der Nacht

Di 13.6. (18 und 20 Uhr) / Do 15.6. (17:30) / So 18.6. (13:00)

Passagiere der Nacht (LES PASSAGERS DE LA NUIT)

Frankreich 2022; Regie: Mikhaël Hers; Darsteller*innen: Charlotte Gainsbourg, Quito Rayon Richter, Thibault Vinçon, Emmanuelle Béart, Lilith Grasmug; FSK: ab 12; 111 Minuten

In der Wahlnacht 1981 wird auf den Straßen von Paris gefeiert. Es herrscht eine Atmosphäre der Hoffnung und des Wandels. Aber für Elisabeth geht ihre Ehe zu Ende, und sie muss nun für sich und ihre beiden Kinder im Teenageralter sorgen. Sie findet Arbeit bei einer Late-Night-Radiosendung und trifft auf Talulah, einen heimatlosen Teenager, den sie zu sich nach Hause einlädt. Hier erfährt Talulah zum ersten Mal die Wärme einer Familie. Ihr freier Geist hat einen bleibenden Einfluss auf die Familie: Elisabeth und ihre Kinder gewinnen den Mut, ihr Leben neu zu erfinden.

Nach seinem Film Amanda verzaubert uns Regisseur Mikhaël Hers mit einem intimen und fesselnden Familienporträt, das die scheinbar alltäglichen Momente des Familienmiteinanders ebenso liebevoll einzufangen vermag wie die somnambule Stimmung von Sinnlichkeit und Melancholie der Late-Night-Radionächte.

Ein Triumph

Di 6.6. (18 und 20 Uhr) / Do 8.6. (17:30) / So 11.6. (13:00)

Ein Triumph (Un Triomphe)

Frankreich 2020; Regie: Emmanuel Courcol; Darsteller*innen: Kad Merad, David Ayala, Lamine Cissokho, Sofian Khammes, Pierre Lottin, Wabinlé Nabié; FSK: ab 12; 106 Minuten

Was macht ein leidenschaftlicher Schauspieler, der mangels guter Rollenangebote kaum über die Runden kommt? Etienne übernimmt die Leitung der Theatertruppe eines Gefängnisses, um ihr neuen Schwung zu verleihen. Schlimmer als die Arbeitslosigkeit kann es ja nicht werden. Es interessiert ihn nicht, für welche Verbrechen sie einsitzen. Er sieht in ihnen fünf Schauspieler, deren natürliche Begabung um jeden Preis gefördert werden muss. Eingangs stellen die fünf sich noch stur. Ihr Regisseur muss all seine Energie aufbieten, um sie zu motivieren und appelliert an ihren Stolz. Nachdem sie bei der Aufführung von Fabeln ihre Bühnentüchtigkeit bewiesen haben, ist der Ehrgeiz des Lehrers unwiderruflich geweckt. Jetzt will er mit ihnen Samuel ­Becketts »Warten auf Godot« aufführen. Jede Wahrscheinlichkeit spricht dagegen. Ein Stück ohne Handlung? Die Fabeln hatten wenigstens eine Moral! Aber Etiennes Logik ist einfach: Die fünf kennen sich mit dem Warten aus. Das Abwesende spielt in ihrem Leben die Hauptrolle.

Ein Triumph
ist ein realistisch inszenierter Film über die Absurditäten des Alltags und des Justizsystems: Er zeigt die befreiende und erhebende Wirkung, die eine Kunstform wie das Theater angesichts solcher Absurditäten haben kann. Das Theater bietet einen Ausweg, der Verzweiflung zu entrinnen. Am Ende ist dieser Ausweg absurder, als Beckett es sich jemals erträumt hätte.

Mehr denn je

Di 30.5. (18 und 20 Uhr) / Do 1.6. (17:30) / So 4.6. (13:00)

Mehr denn je (Plus que jamais)

Frankreich/Deutschland/Luxemburg/Norwegen 2022; Regie: Emily Atef; Darsteller*innen: Vicky Krieps, Gaspard Ulliel, Bjorn Floberg, Sophie Langevin; 122 Minuten

Hélène ist krank. Sie leidet an einer seltenen Lungenkrankheit, die das Atmen immer schwieriger macht und unweigerlich zum Tod führen wird. Eine Lungentransplantation könnte ihr Leben für eine gewisse Zeit verlängern, eine Hoffnung, an die sich ihr Mann Mathieu klammert.

Während sie sich von Freunden und Familie mit ihren Lebenserwartungen entfernt, findet sie im Netz eine verwandte Seele, den Blogger, der unter dem Pseudonym Mister ebenfalls mit einer tödlichen Krankheit ringt. Seine Einträge berühren sie mehr als die Fürsorge ihres Partners, der auf die Chance eines medizinischen Eingriffs mit unsicherer Erfolgschance setzt. „Die Lebenden und die Sterbenden haben einander nichts zu sagen“, erklärt Mister. Plötzlich weiß sie, das ist ihr Weg, sie muss allein mit ihrem Sauerstoffgerät zu Mister und in die abgelegene, kristallklare Schönheit der norwegischen Fjorde.

Wie Mathieu langsam akzeptiert, dass sein Festhalten an vagen Hoffnungen Hélène mehr belastet als ihr nahender Tod, dass sie bereit ist für den Tod und der größte Beweis seiner Liebe nicht ein Festhalten, sondern das Loslassen ist – das lässt den Film zu einem anrührenden Liebesfilm werden, obwohl oder gerade weil er im Angesicht des Todes spielt.

Emily

Di 23.5. (18 und 20 Uhr) / Do 25.5. (17:30) / So 28.5. (13:00)

Emily

GB 2022; Regie: Frances O’Connor; Darsteller*innen: Emma Mackey, Alexandra Dowling, Oliver Jackson-Cohen, Fionn Whitehead; FSK: ab 12; 140 Minuten

Emily Brontë wächst als Tochter eines Pfarrers im ländlichen Yorkshire auf. Das störrische, ernste Mädchen gilt im Ort als sonderbar. Am wohlsten fühlt sich Emily in der Natur – und in ihrer Fantasiewelt: Wenn sie sich gemeinsam mit ihren Geschwistern Geschichten ausdenkt, blüht die Außenseiterin auf. Doch für solche „Spinnereien“ ist kein Platz mehr: Die Brontë-Schwestern müssen zum Familienunterhalt beitragen. Emily soll Gouvernante werden, genau wie ihre vernünftige ältere Schwester Charlotte. Der Erwartungsdruck setzt der scheuen Emily zu. Nur ihr rebellischer Bruder Branwell, der lieber zügellose Partys feiert als Vaters Ansprüchen zu genügen, versteht sie. In ihrem neuen Hauslehrer William Weightman findet Emily überraschend einen Verbündeten. Die zwei fühlen sich unwiderstehlich zueinander hingezogen. Doch sogar William sind Emilys Eigensinn und ihre Leidenschaft für das Schreiben unheimlich.

Sie hat eine der größten Liebesgeschichten der Welt geschrieben: Sturmhöhe (Originaltitel: Wuthering Heights) wurde vielfach verfilmt. Kate Bush verewigte das tragische Paar Cathy und Heathcliff in ihrem Hit Wuthering Heights. Mit ihrem ersten und einzigen Roman schuf Emily Brontë (1818-1848) einen Klassiker der Weltliteratur. 

Grump

Di 16.5. (18 und 20 Uhr) / Do 18.5. (17:30) / So 21.5. (13:00)

Grump

Deutschland/Finnland 2022; Regie: Mika Kaurismäki; Darsteller*innen: Heikki Kinnunen, Likka Forss, Kari Väänänen, Samu Haber; FSK: o. A.; 109 Minuten

Kennen sie auch einen Grantigen? Alter: um die 72, notorisch schlecht gelaunt… Die Tage verbringt er mit der Suche nach Dingen, über die er sich ärgern kann. Valentinstag? Neumodischer Unsinn. Pasta mit Pesto? Exotischer Kram! Digitalisierung? Macht nur noch mehr Probleme!

Aber was verbirgt sich hinter seiner harten Schale? Seit seine Frau starb und seine beiden Söhne mit Familien aus Helsinki ihn nur sehr selten auf der runtergekommenen Farm besuchten, findet er alles sinnlos. Und dann wollte ihm sein Arzt noch den Führerschein entziehen …

Grump wollte Schluss machen, doch die ungewollte Schwangerschaft seiner Enkelin hauchte ihm wieder Lebensmut ein. Und jetzt ist er auf der Suche nach einem roten 72er Ford Escort, denn seinen alten hat er zu Schrott gefahren. Ein neumodischer Wagen? Niemals. Für einen roten 72er Ford Escort muss er nach Deutsch­land, wohin vor Jahrzehnten sein Bruder Tarmo ohne ein Wort des Abschieds zog. Seitdem hat Grump nicht mehr mit ihm gesprochen, und so wird aus einem einfachen Autokauf ein emotionaler Roadtrip durch Deutschland.

Mika Kaurismäkis sympathischer Film ist eine Geschichte über Versöhnung und Vergebung, irgendwo zwischen Trost und Aufarbeitung und zwischen Albernheit und Nachdenklichkeit. Wer eine Mischung aus bittersüßem Humor und Besinnlichkeit mag, der ist hier genau richtig!

Die stillen Trabanten

Di 9.5. (18 und 20 Uhr) / Do 11.5. (17:30) / So 14.5. (13:00)

Die stillen Trabanten

Deutschland 2022; Regie: Thomas Stober; Darsteller*innen: Nastassja Kinski, Albrecht Schuch, Martina Gedeck, Peter Kurth, Irina Starshenbaum, Charly Hübner; FSK: ab 12; 120 Minuten

Es sind leise Begegnungen am Rande der Stadt, die abseits der Großstadtlichter die Schwere des Alltags für einen Moment vergessen lassen. Nacht für Nacht kehren die Unscheinbaren an die Orte ihrer Sehnsucht zurück: Imbissbesitzer Jens verliebt sich bei der nächtlichen Zigarette im Treppenhaus in seine Nachbarin Aischa, während Wachmann Erik auf seinem Routinerundgang durch das Ausländerwohnheim Gefühle für die junge Marika entwickelt. Auch Reinigungskraft Christa und Friseurin Birgitt haben sich mit ihrem wenig glanzvollen Alltag und der Einsamkeit weitgehend arrangiert und nutzen die Abende, um ihr Recht auf Nähe und Träume einzufordern. Drei Geschichten, ein gemeinsamer Wunsch: ein Funken Liebe, ein Hauch von Zuneigung und das Gefühl der Geborgenheit.

Es ist nicht einfach, »einfache« Menschen zu zeichnen und zu spielen, doch in Die stillen Trabanten verbinden sich mehrere Lebensepisoden zu einem aussagekräftigen, stimmungsvollen Film, auch Malocher haben Träume und Visionen und sind eigentlich ganz empfindsame Menschen. Regisseur Thomas Stuber und Schriftsteller Clemens Meyer sind ein Team, auf das man sich verlassen kann. Nach Herbert und In den Gängen haben sie wieder einen komplexen Film über »einfache« Leute gedreht.