Born in Evin

Mittwoch, 29. Januar, 18.00 und 20.30 Uhr

Deutschland 2019; Dokumentarfilm; Regie: Maryam Zaree; FSK: keine Angabe; Prädikat: besonders wertvoll; 96 Minuten

Die Filmemacherin Maryam Zaree geht in ihrem Dokumentarfilm den ungewöhnlichen Umständen ihrer eigenen Geburt nach. Sie wurde in einem der berüchtigsten politischen Gefängnisse der Welt geboren. 1979 wurde der Schah und damit auch die Monarchie Irans gestürzt. In der Folge ließ der neue religiöse Führer, Ayatollah Kohmeni, nach seiner Machtergreifung Zehn- tausende politische Gegner verhaften und ermorden. Unter den verfolgten Menschen befanden sich auch die Eltern von Maryam, die trotz der schwierigen Umstände die Gefangenschaft überlebten und anschließend nach Deutschland flohen. Bis heute wurde innerhalb der Familie nicht über die Verfolgung und die Zeit im Gefängnis gesprochen. Maryam Zaree war das Schweigen satt und wollte sich ihre Fragen nach dem Ort und den prekären Umständen ihrer Geburt selbst beantworten. Dabei trifft sie auch andere Überlebende, die wie sie in Gefangenschaft geboren wurden.

Dogman

Mittwoch, 22. Januar, 18.00 und 20.30 Uhr

Italien 2018; Regie: Matteo Garrone; Darsteller*innen: Marcello Fonte, Edoardo Pesce, Alida Baldari Calabria, Nunzia Schiano; FSK: ab 16; 102 Minuten

Der Hundefriseur Marcello, der von allen nur Dogman genannt wird, lebt mit seiner Tochter Alida in dem trostlosen Vorort einer süditalienischen Küstenstadt ein bescheidenes, aber glückliches Leben. Seine Nachbarschaft mag und akzeptiert den sanftmütigen und ruhigen Mann, was ihm sehr wichtig ist. Doch sein bisheriges harmonisches Leben wird durch den ehemaligen Boxer Simone bedroht, der den gesamten Ort tyrannisiert. Mar- cello zeigt sich dem drogenabhängigen, außer Kontrolle geratenen Mann anfangs noch loyal gegenüber, obwohl ihn dieser ständig demütigt. Doch ein bitteres Ereignis, nach dem Marcel- los Nachbarn ihn nicht mehr respektieren, zwingt den Hundefriseur zu drastischen Maßnahmen. Er schmiedet einen furchtbaren Plan, um sich gegen Simone zu wehren und um seine Würde zurückzugewinnen.

DOGMAN lief 2018 auf den Filmfestspielen in Cannes. Für seine berührende Darstellung wurde Marcello Fonte in Cannes mit dem Darstellerpreis ausgezeichnet, völlig zurecht, ist er es doch, der Matteo Garrones Film Leben einhaucht.

Zwischen den Zeilen

Mittwoch, 15. Januar, 18.00 und 20.30 Uhr

Frankreich 2019; Regie: Olivier Assayas; Darsteller*innen: Juliette Binoche, Guillaume Canet, Vincent Macaigne, Nora Hamzawi; FSK: ab 6; 107 Minuten

Der Lektor Alain ist in seinem Job überaus erfolgreich und leitet einen Pariser Verlag. Doch die Branche befindet sich im Wandel, und Alain hat zunehmend Schwierigkeiten, seinen Verlag der Digitalisierung anzupassen. Die attraktive junge Mitarbeiterin, die mit der Digitalisierung beauftragt ist, wirkt da schon viel interessanter. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Auch mit dem Manuskript seines langjährigen Autors Léonard ist er nicht zufrieden, denn er hat mal wieder eine Affäre in Buchform verarbeitet und die Bezüge zur Realität mehr schlecht als recht verschleiert. Doch Alains Frau Selena, die auch als Schauspielerin am Theater arbeitet, hat eine ganz andere Sicht auf die Dinge. Denn ihr gefällt Léonards Arbeit, vielleicht aber auch nur, weil sie selbst mit einer Affäre in die brisante Angelegenheit verwickelt ist …

Regisseur Olivier Assayas zeichnet mit leichter Hand ein feines Sittenbild des intellektuellen Pariser Literaturbetriebs. Subtil legt er die Doppelleben seiner Helden offen und zeigt in treffenden Dialogen, wie vieles doch gleich bleibt, selbst wenn ständig von Veränderungen die Rede ist. Geistreich und mit Witz diskutiert man über Dichtung und Wahrheit sowie den kulturellen und digitalen Wandel und sieht dabei entspannt über das eigene zweifelhafte frivole Handeln hinweg. Ein großes Vergnügen!

Der Glanz der Unsichtbaren

Mittwoch, 8. Januar, 18.00 und 20.30 Uhr

Frankreich 2018; Regie: Louis-Julien Petit; Darsteller*innen: Audrey Lamy, Déborah Lukumuena, Corinne Masiero; FSK: ab 6; 102 Minuten

Der Regisseur siedelt seine Geschichte in einer Tagesstätte für obdachlose Frauen an. Täglich bemühen sich dort vier Sozialarbeiterinnen – manche festangestellt, manche ehrenamtlich – um ihre Schützlinge, sorgen für warme Mahlzeiten und Duschen, versuchen sie bei einer Rückkehr in einen geregelten Alltag zu begleiten. Doch nur vier Prozent der betreuten Frauen gelingt es, von der Straße wegzukommen, wie die Stadtverwaltung eines Tages warnend feststellt. Der Einrichtung droht das Aus.

Als dann noch ein illegales Zeltlager von der Stadt geräumt wird, müssen die Sozialarbeiterinnen handeln. Die wohnungslosen Frauen schlagen verbotenerweise nicht nur ihre Schlafstätten in dem Zentrum auf, Sozialarbeiterin Audrey kommt auch auf die Idee, die Frauen in ihren Fähigkeiten und Qualifikationen zu schulen. Jene, die sich aus Scham Tarnnamen wie Lady Di, Brigitte Macron oder Edith Piaf gegeben haben, erobern sich so ihre Identitäten zurück, die lange verborgen waren.

Als größter Gewinn erweist sich dabei die gute Besetzungsentscheidung. Die Rollen werden überwiegend von Frauen verkörpert, die selbst wohnungslos waren. Voller Wärme gelingt dem Regisseur damit eine ungewöhnliche Symbiose von Sozialdrama und Komödie.

Deutschstunde

Mittwoch, 1. Januar, 18.00 und 20.30 Uhr

Deutschland 2019; Regie: Christian Schwochow; Darsteller*innen: Tobias Moretti, Ulrich Noethen, Levi Eisenblätter, Tom Gronau; Prädikat: besonders wertvoll; FSK: ab 12; 125 Minuten

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sitzt Siggi Jepsen im Jugendarrest auf einer Elbinsel und soll in der Deutschstunde einen Aufsatz über „Die Freuden der Pflicht“ schreiben. Doch weil ihm das nicht gelingt, muss er die Aufgabe am nächsten Tag in einer Zelle nachholen.

Dort schreibt er seine Erinnerungen an seinen Vater Jens Jepsen auf, der als Dorfpolizist in Norddeutschland stets unerbittlich seine Pflicht erfüllt hatte. Während der Zeit des Nationalsozialismus hatte der Vater den Auftrag, seinem Jugendfreund, dem von den Nazis als „entarteter“ Künstler verfemten Max Ludwig Nansen, ein vom Regime verhängtes Malverbot mitzuteilen und die Einhaltung zu überwachen. Der Junge soll ihm dabei helfen. Doch Nansen hält sich nicht an das Berufsverbot, malt weiter und vertraut dabei auf die Hilfe des Elfjährigen, der sein Patensohn ist.

Den inneren Konflikt des Siggi Jepsen, der von seinem pflichtbesessenen Vater als Spitzel eingesetzt wird und sich irgendwann widersetzt, macht der Film ebenso greifbar wie die Situation des Malers, der seine künstlerische Freiheit über das Malverbot stellt. Dialoge und Gesten sind reduziert, das große Drama geschieht unterschwellig und ist doch als konstante Bedrohung spürbar, was auch an der großartigen Ensembleleistung liegt. (FBW)

Geheimnis eines Lebens

Mittwoch, 18. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

Großbritannien 2019; Regie: Trevor Nunn; Darsteller*innen: Judi Dench, Sophie Cookson, Stephen Campbell Moore; FSK: ab 6; 102 Minuten

Im Jahr 2000 wird die 87-jährige Rentnerin Joan Stanley vom britischen Inlandsgeheimdienst MI5 verhaftet. Die Anschuldigungen gegen die Dame haben es in sich. Der Verdacht: Hochverrat an der britischen Regierung. Stanley soll einst brisante Infos aus dem geheimen britischen Atomforschungsprogramm an die Russen verraten haben. Während der Verhöre wird Joans Vergangenheit aufgearbeitet: Als junge Frau studiert Joan in Cambridge Physik. Dort verliebt sie sich in den geheimnisvollen Leo Galich, der Joan für seine Zwecke einspannt – und ihr die Vorzüge des Kommunismus näher bringt. Einige Jahre später wird Joan während des Krieges als Beamtin der britischen Regierung für ein streng vertrauliches Nuklear-Forschungsprojekt angestellt. Bald erkennt sie: Nur wenn sie die entscheidenden Informationen an die Sowjets weitergibt, kann das (atomare) Gleichgewicht der Kräfte aufrechterhalten und die Welt vor der Zerstörung bewahrt werden.

Geheimnis eines Lebens beruht auf der Lebensgeschichte von Melita Norwood, die mehr als 40 Jahre lang für das sowjetische Ministerium für Staatssicherheit sowie den KGB spionierte. Inszeniert wurde der Film vom britischen Film- und Theaterregisseur Trevor Nunn, der in seiner Karriere auch Opern und Musicals inszenierte. Geheimnis eines Lebens erlebte seine Premiere im September 2018 auf dem Filmfest Toronto.

The Sisters Brothers

Mittwoch, 11. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

Frankreich/USA/Spanien/Rumänien/Belgien 2018; Regie: Jacques Audiard; Darsteller: John C. Reilly, Joaquin Phoenix, Jake Gyllenhaal, Riz Ahmed; FSK: ab 12; 121 Minuten

Oregon, 1851: Sie sind berühmt-berüchtigt, die Sisters Brothers. Eli, der Ältere, und Charlie, der Jüngere, der eine ruhig und überlegt, der andere ein kampflustiger Trinker. Skrupellose Auftragskiller im Dienst eines ominösen Commodore. Leichen pflastern ihren Weg. An ihren Händen klebt Blut, nicht nur von Kriminellen, auch von Unschuldigen. Für ein großes Sümmchen sollen sie einen gewissen Hermann Warm töten, der eine Wunderformel zum einfachen Goldwaschen erfunden hat: Eine Flüssigkeit macht die Goldnuggets im Wasser sichtbar – ein Wissen, das dem Commodore ein Vermögen einbringen kann. Dem Genie ebenfalls auf den Fersen ist ihr Kontaktmann Jim Morris. Während die Brüder von den Bergen Oregons bis nach Kalifornien reiten und eine mörderische Spur hinter sich lassen, ist Morris ihnen einige Tage voraus und trifft in einem Trek den gesuchten Chemiker. Statt ihn an die Sisters Brothers auszuliefern, verfolgt er ganz eigene Ziele. Als die vier Männer aufeinanderstoßen, geht es erst einmal um Leben oder Tod. Aber das Gold lockt…

Mit außergewöhnlichen Schauspielern und in betörenden Bildern vor atemberaubender Landschaft erzählt Jacques Audiard von den Zwängen zur Gewalt in einer Männergesellschaft, von der Sehnsucht nach bürgerlichem Leben, von der Utopie einer gerechteren Welt, von Menschen als Spielball des Schicksals. Dabei nimmt er den Gründungsmythos Amerikas unter die Lupe und widersetzt sich allen Genrekonventionen.
Ein großer Western, dunkel und melancholisch, witzig und ironisch und am Ende mit einem Fünkchen Hoffnung auf Humanität. Jacques Audiard wurde in Venedig mit dem Silbernen Löwen für die beste Regie ausgezeichnet.

Can You Ever Forgive Me?

Mittwoch, 4. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

USA 2018; Regie: Marielle Helle; Darsteller*innen: Melissa McCathy; Richard E. Grant, Jane Curtin, Dolly Wells, Ben Falone; Prädikat: besonders wertvoll; FSK: ab 0; 107 Minuten

Lee Israel ist eine angesehene Biografin. Doch nach ein paar missglückten Arbeitsentscheidungen steht sie vor dem finanziellen Bankrott. Sie ist mit ihrer Miete im Rückstand, hat nichts zu essen im Kühlschrank und kann sich die lebensnotwendige Tierarztbehandlung für ihre Katze nicht mehr leisten. Als sie erfährt, wie viel Geld einige Menschen bereit sind, für Briefe prominenter Persönlichkeiten zu bezahlen, schmiedet sie einen Plan: Lee fälscht ein Schriftstück der Schauspielerin Fanny Brice und bietet es einem Antiquitätengeschäft an, welches die Fälschung dankend abkauft und sie damit vor dem finanziellen Ruin bewahrt. Von jetzt an kann die Biografin nichts mehr stoppen und sie verkauft weitere gefälschte Schriften als Sensation. Nachdem ihr bester Freund Jack Hock in das lukrative Geschäft einsteigt, wird Lee eines Tages aber unvorsichtig und greift zu drastischen Mitteln…

The Mule

Mittwoch, 27. November, 18.00 und 20.30 Uhr

USA 2018; Regie: Clint Eastwood; Darsteller*innen: Clint Eastwood, Bradley Cooper, Laurence Fishburne, Dianne Wiest, Allison Eastwood; FSK: ab 12; 116 Minuten

Earl Stone ist ein Veteran des Zweiten Weltkriegs und nach seiner militärischen Karriere zu einem anerkannten Gartenbauexperten aufgestiegen. Doch er ist hoch verschuldet, was den über 80 Jahren alten Earl dazu verleitet, für ein mexikanisches Kartell Kokain über die Grenze zu schmuggeln. Weil er als betagter Mann für die Grenzpolizisten ein harmloser alter Mann zu sein scheint, leistet Earl als Schmuggler sehr gute Arbeit, sogar so gut, dass seine zu transportierende Fracht immer wertvoller wird. Das Kartell beauftragt sogar einen Aufpasser, der nun ein Auge auf Earl haben soll. Obwohl die Geschäfte zwischen Earl und dem Kartell so gut laufen, gerät er eines Tages auf den Radar des erbarmungslosen DEA-Agenten Colin Bates. Die Geldsorgen gehören für Earl fortan der Vergangenheit an, doch die Fehler, die er einst in seiner Vergangenheit begann, verfolgen ihn bis heute. Für Earl ist es an der Zeit Wiedergutmachung zu leisten, wenn er nicht vorher vom Kartell oder den Gesetzeshütern erwischt wird…
The Mule wurde inspiriert von der Geschichte des 90-jährigen Drogenkuriers Leo Sharp, der für das mexikanische Sinaloa-Kartell Drogen über die Grenze schmuggelte.

Ramen Shop

Mittwoch, 20. November, 18.00 und 20.30 Uhr

Japan/Frankreich/Singapur 2018; Regie: Eric Khoo; Darsteller*innen: Takumi Saitoh, Seiko Matsuda, Mark Lee, Jeanette Aw, Tsuyoshi Ihara, Tetsuya Bessho; FSK: 0; 90 Minuten; OmU

Der junge Masato beherrscht ein wunderbares Handwerk: er ist Koch in einer traditionellen japanischen Suppenküche. Die Ramen-Nudel-Suppe ist seine Spezialität. Der plötzliche Tod des Vaters versetzt Masato in seine Kindheit zurück. In einem Koffer voller Erinnerungen findet Masato nun Spuren der Liebesgeschichte seiner Eltern. Er beschließt, sich auf den Weg nach Singapur zu machen, ins Heimatland seiner Mutter, die starb als Masato zehn Jahre alt war. Für den jungen Koch beginnt eine kulinarische Reise in die Vergangenheit, denn die Geschichte seiner Familie ist eine Geschichte voller Sinnlichkeit und von großer Liebe. Masato probiert sich durch die kulinarischen Traditionen Singapurs, Japans und Chinas und lernt nicht nur die Kunst des Kochens ganz neu kennen, sondern auch die Kunst des Zusammenseins.

Von Familiengeheimnissen und zauberischen Rezepten – Ramen Shop ist einfühlsames und sinnliches Kino aus Fernost. Der Film von Eric Khoo erzählt von der Suche eines jungen Menschen nach einem Platz in der Welt und nimmt uns mit auf eine köstliche Bildungsreise in die Küchen und Seelen Japans.