La Verité – Leben und lügen lassen

Dienstag, 31. August, 18.00 und 20.00 Uhr

Frankreich/Japan 2019; Regie: Hirokazu Kore-eda; Darsteller*innen: Catherine Deneuve, Juliette Binoche, Ethan Hawke, Clémentine Grenier, Ludivine Sagnier; 106 Minuten

Der französische Filmstar Fabienne stellt sich in ihrer Autobiographie als fürsorgliche, liebevolle Mutter dar, die sie in den Augen ihre Tochter Lumir allerdings nie war. Anlässlich der Buchveröffentlichung lässt es sich Lumir nicht nehmen, mitsamt Ehemann und Kind, aus New York nach Paris anzureisen. Alte und neue Konflikte bleiben da nicht aus. Als Fabiennes Assistent seinen Job kündigt, tritt Lumir ungewollt an seine Stelle – und kommt ihrer Mutter dabei so nahe wie schon lange nicht mehr…

In seiner ersten nicht-japanischen Produktion nimmt Hirokazu Kore-eda das Genre der französischen Ensemblekomödie auf, mit viel Sinn für Selbstreflektion und einer grandiosen Catherine Deneuve im Zentrum.

Master Cheng in Pohjanjoki

Dienstag, 24. August, 18.00 Uhr und 20.00 Uhr

Finnland/China 2019; Regie: Mika Kaurismäki; Darsteller*innen: Anna-Maija Tuokko, Chu Pak-hong, Kari Väänänen, Lucas Hsuan; FSK: ab 6; 114 Minuten

Auf der Suche nach einem alten finnischen Freund reist der chinesische Koch Cheng nach dem Tod seiner Frau mit seinem kleinen Sohn in ein abgelegenes Dorf in Lappland. Bei der Ankunft scheint niemand im Dorf seinen Freund zu kennen, aber die lokale Cafébesitzerin Sirkka bietet ihm eine Unterkunft an. Im Gegenzug hilft Cheng ihr in der Küche, und bald werden die Einheimischen mit den Köstlichkeiten der chinesischen Küche überrascht. Cheng findet trotz kultureller Unterschiede schnell Anerkennung und neue Freunde unter den Finnen. Als sein Touristenvisum abläuft, schmieden die Dorfbewohner einen Plan, der ihm helfen soll zu bleiben …

Der Regisseur überrascht mit einer lakonisch-romantischen Komödie, deren Zutaten er fein ausbalanciert hat: Viel Humor, eine große Portion Warmherzigkeit, etwas Schwermut, romantische Sehnsucht und heiteres Sommerflair fügen sich zu einer filmkulinarischen Köstlichkeit, bei der finnisches Lokalkolorit auf chinesische Weisheit trifft. Kaurismäki zeigt uns dabei, wie er es ausdrückt, „die positiven Seiten der Globalisierung“. Der Film gewann den Publikumspreis der Nordischen Filmtage in Lübeck.

Undine

Dienstag, 17. August, 18.00 und 20.00 Uhr

Deutschland/Frankreich 2020; Regie: Christian Petzold; Darsteller*innen: Paula Beer, Franz Rogowski, Mariam Zaree, Jacob Matschenz; FSK ab 12; 89 Minuten

Undine lebt in Berlin. Ein kleines Appartement am Alexanderplatz, ein Honorarvertrag als Stadthistorikerin, ein modernes Großstadtleben wie auf Abruf. Als ihr Freund Johannes sie verlässt, bricht eine Welt für sie zusammen. Der Zauber ist zerstört. Wenn ihre Liebe verraten wird, so heißt es in den alten Märchen, muss sie den treulosen Mann töten und ins Wasser zurückkehren, aus dem sie einst gekommen ist.

Undine wehrt sich gegen diesen Fluch der zerstörten Liebe. Sie begegnet dem Industrietaucher Christoph und verliebt sich in ihn. Es ist eine neue, glückliche, ganz andere Liebe, voller Neugier und Vertrauen. Atemlos verfolgt Christoph ihre Vorträge über die auf den Sümpfen gebaute Stadt Berlin, mühelos begleitet Undine ihn bei seinen Tauchgängen in der versunkenen Welt eines Stausees. Doch Christoph spürt, dass sie vor etwas davonläuft. Undine muss sich dem Fluch stellen. Diese Liebe will sie nicht verlieren.

Undine ist Christian Petzolds faszinierende Neuinterpretation des Mythos der geheimnisvollen Wasserfrau Undine, die nur durch die Liebe eines Menschen ein irdisches Leben führen und eine Seele erlangen kann: Ein modernes Märchen in einer entzauberten Welt, die Geschichte einer Liebe auf Leben und Tod.

Für Sama

Dienstag, 10. August, 18.00 und 20.00 Uhr

GB/Syrien 2019; Regie: Waad al-Kateab, Edward Watts; Mit: Waad al-Kateab, Hamza Al-Khateab, Sama Al-Khateab; FSK: 16; Prädikat: besonders wertvoll; 95 Minuten

Als der Arabische Frühling 2011 Syrien erreicht, bricht die 20-jährige Waad al-Kateab ihr Studium ab. Ihre Eltern möchten, dass sie nach Hause kommt, doch Waad bleibt in Aleppo und schließt sich den Rebellen an – von der Hoffnung auf demokratischen Wandel getragen. Dann schlägt das Assad-Regime zurück; Menschen verschwinden, werden gefoltert, liegen als Leichen im Fluss. Und es beginnen die Bombardements. Inmitten der jahrelangen Belagerung von Aleppo verliebt sich die junge Frau in den Arzt Hamza, der versucht, die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten. Waad selbst dokumentiert das Leben im Ausnahmezustand, zunächst mit ihrem Smartphone, dann mit einer Videokamera. Sie filmt Notoperationen, Sterbende, Tote, Trauernde. Und sie filmt ihre Tochter Sama, die 2015 zur Welt kommt.

Al-Kateabs journalistische Kontakte – ihre Reportagen aus dem Krieg wurden mit einem Emmy ausgezeichnet – ermöglichten der Familie 2017 die Flucht nach England. Für Sama ist ein radikal persönlicher, auch parteiischer Film, der auf eine Diskussion der komplizierten politischen und militärischen Lage verzichtet. Das macht seine Stärke aus: die Konzentration auf das unmittelbare Erleben der eingeschlossenen Zivilisten, auf den irritierenden Wechsel von Entspannung und Todesangst, vom Kuscheln mit der Tochter zur Flucht ins finstere Untergeschoss. Im Unterschied zum Strom der Nachrichtenbilder wird das Leid der unbekannten, zufälligen Opfer hier aber stets konkret – indem die Regisseurin es mit ihrer Erfahrung als Frau und Mutter verknüpft. Der Film bringt dem Publikum erschütternd nahe, welchen Risiken die Menschen in den neuen Kriegsregionen ausgesetzt sind.

Edie – Für Träume ist es nie zu spät

Dienstag, 3. August, 18.00 und 20.00 Uhr

Großbritannien 2019; Regie: Simon Hunter; Darsteller*innen: Sheila Hancock, Kevin Guthrie, Paul Brannigan, Amy Manson; FSK: ab 6; 102 Minuten

Edith Moor, kurz Edie, ist eine forsche, aber liebenswerte Frau in den Achtzigern. Ein Leben lang hat sie sich stets nach den Bedürfnissen anderer gerichtet. Als ihre Tochter Nancy sie in ein Altersheim stecken will, beschließt die 83 Jährige aber schließlich ihr Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen und sich einen lang ersehnten Traum zu erfüllen: Sie wollte schon immer den Berg Suilven in den schottischen Highlands erklimmen. Der Suilven zählt nicht zu Schottlands höchsten, aber zu seinen steilsten Bergen. Ohne Training ist er für Edie nicht zu meistern, deshalb engagiert sie den jungen Jonny, sie für den herausfordernden Aufstieg vorzubereiten. Jonny, der zunächst nur an schnelles Geld dachte, lernt Edie näher kennen und erfährt immer mehr über ihre Geschichte. Und während die beiden Wanderer den Berg versuchen zu besteigen, entwickelt sich eine tiefe Freundschaft zwischen  ihnen.

Edie ist die einfühlsame Geschichte einer Frau, die sich erst an ihrem Lebensabend befreit. Geht es mit ihrem Mann und ihr zu Anfang noch bergab, ist sie am Ende obenauf. Neben den imposanten Landschaftsaufnahmen von den schottischen Highlands mit ihrer kargen, menschenleeren Kulisse ist es noch besonders erwähnenswert, dass die 1933 geborene Hauptdarstellerin Sheila Hancock es tatsächlich selbst bis auf den Gipfel geschafft hat.

Die schönsten Jahre eines Lebens

Dienstag, 27. Juli, 18.00 und 20.00 Uhr

Frankreich 2019; Regie: Claude Lelouch; Darsteller*innen: Anouk Aimée, Jean-Louis Trintignant, Souad Amidou, Antoine Sire, Marianne Denicourt, Monica Bellucci, Tess Lauvergne, Vincent Vinel, Laurent Dassault; FSK ab 16; 90 Minuten

Siege fährt der ehemalige Rennfahrer und Womanizer Jean-Louis nur noch in seiner Erinnerung ein. Doch die geht immer mehr verloren, fürchtet sein Sohn Antoine, auch wenn es scheint, als würden sich die Gedanken des alten Herrn vor allem um eine bestimmte Frau drehen: Anne, die große Liebe seines Lebens. Um seinem Vater ein Stück Lebensqualität zurückzugeben, macht sich Antoine auf die Suche nach jener geheimnisvollen Schönheit, die Jean-Louis nicht halten konnte, die er aber nie vergessen hat. Und tatsächlich macht er Anne in einem idyllischen Dorf in der Normandie ausfindig, wo die frühere Filmproduzentin einen kleinen Laden und ein sehr erfülltes Leben führt. Sie nimmt die Einladung, Jean-Louis nach so vielen Jahren wiederzusehen, nur zögerlich an. Beim ersten Besuch erkennt er sie zunächst auch nicht wieder. Doch schnell nehmen die beiden die Fäden ihrer gemeinsamen Geschichte da auf, wo sie sie einst hatten fallen lassen…

Der Nouvelle Vague Klassiker Ein Mann und eine Frau von 1966 gilt als die schönste Kino-Liebesgeschichte und wurde mit der Goldenen Palme und zwei Oscars ausgezeichnet. Nun wagt sich Claude Lelouch an eine Fortsetzung und holt mit Jean-Louis Trintignant und Anouk Aimée dieselben Hauptdarsteller wie damals vor die Kamera. Geschickt verwendet er Rückblenden auf das Original von 1966 und lässt den Zuschauer nochmal die unheimlich knisternde Chemie zwischen Jean-Louis Trintignant und Anouk Aimée spüren.

Crescendo

Dienstag, 20. Juli, 18.00 und 20.00 Uhr

Deutschland/Italien/Österreich 2019; Regie: Dror Zahavi; Darsteller*innen: Peter Simonischeck, Bibiana Beglau, Daniel Donsky; Prädikat: besonders wertvoll; FSK: ab 6; 112 Minuten

Kulturmanagerin Karla hat die Idee, junge Musikerinnen und Musiker aus Israel und Palästina für ein Konzert zusammenzubringen. Sie will den kulturellen, religiösen und politischen Konflikten trotzen und die Musik in den Vordergrund, die Kunst über alles stellen. Sie überzeugt den zunächst skeptischen, gefeierten Dirigenten Eduard Sporck, bei dem Friedensprojekt mitzuwirken, und so fliegt Eduard nach Tel Aviv und stellt aus den jungen Musikern ein kulturell gemischtes Orchester zusammen. Doch in Tel Aviv ist es gerade für die palästinensischen Musiker nicht so einfach, überhaupt zum Vorspiel zu erscheinen. Der Violinistin Layla wird fast die Einreise nach Israel verweigert, und der Klarinettist Omar ist das erste Mal auf der anderen Seite der Grenze und kennt sich dort nicht aus. Und bald kommt es zu Spannungen in dem neu formierten Orchester.

Crescendo ist vor allem ein Film darüber, etwas Unmögliches möglich zu machen oder es zumindest zu versuchen. Mit dem Willen, dem Mut jedes Einzelnen kommt man einen Schritt weiter, manchmal auch zwei. Es ist mühsam, der Weg ist anstrengend, das Tempo ein langsames, und doch lohnt sich jede Anstrengung. Dies versucht Eduard seinen Eleven jeden Tag aufs Neue zu vermitteln, wenn sie gemeinsam oder in kleinen Gruppen klassische Musikstücke üben. Das musikalische Talent ist dabei selten das Problem, stellt Eduard schnell fest, sondern die Bereitschaft, auf den anderen zu hören, auf ihn zuzugehen und das Zusammenspiel überhaupt zu wollen. Deshalb wird die Musikstunde zum Geschichtskurs, zur Therapiesitzung, zum Teambuilding-Training.

Auf der Couch in Tunis

Dienstag, 13. Juli, 18.00 Uhr und 20.00 Uhr

Frankreich 2019; Regie: Manele Labidi; Darsteller*innen: Golshifteh Farahani, Majd Mastoura, Moncef Anjegui, Aïcha Ben Miled, Feriel Chamari; FSK: ab 6; 88 Minuten

Labidis Heldin heißt Selma und hat einen wagemutigen Plan. Weil die berufliche Konkurrenz in Paris ihr zu übermächtig scheint, will sie ihre Praxis für Psychotherapie lieber in ihrem Heimatland Tunesien eröffnen. Nach dem Sturz des Regimes ist der Redebedarf groß. Endlich können die Menschen wieder ungestraft aussprechen, was sie denken. Doch sind sie auch bereit für eine Therapeutin aus Frankreich und deren österreichischen „Boss“, Psychoanalyse-Übervater Sigmund Freud, der als Porträt an Selmas Wand hängt?

Da die Räumlichkeiten für Selmas eigene Praxis weiterhin auf sich warten lassen, bleibt ihr fortan nichts anderes übrig, als ihre Patienten auf dem Dach eines Wohnhauses zu empfangen. Und dort besuchen sie bald die buntesten und chaotischsten Charaktere, die Tunis zu bieten hat.

Das Spielfilmdebüt der französischen Regisseurin Manele Labidi ist eine Hommage an die Heimat ihrer Eltern. Mit einer ganz eigenen Handschrift erzählt Labidi in ihrer Komödie die Geschichte einer selbstbewussten Frau in einem Land zwischen Stillstand und Aufbruch. Sie fängt den märchenhaften Zauber der arabischen Kultur ein und setzt sich gleichzeitig auf eine humorvolle wie ernsthafte Art und Weise mit ihr auseinander.

Knives Out

Dienstag, 6. Juli, 18.00 Uhr und 20.00 Uhr

USA 2019; Regie: Rian Johnson; Darsteller*innen: Daniel Craig, Chris Evans, Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Don Johnson; FSK: ab 12; 130 Minuten

Nachdem der Familienpatriarch und Krimiautor Harlan Thrombey am Morgen nach seinem 85. Geburtstag tot aufgefunden wird, entwickelt sich eine Familienfeier zu einem Kriminalfall. Die anwesenden Verwandten wollen natürlich nichts mitbekommen haben, werden aber dennoch von Privatdetektiv Benoit Blanc und Lieutenant Elliott festgehalten, bis der Täter gefunden ist. Das passt den Gästen überhaupt nicht. Obwohl sich Thrombeys Partygesellschaft alles andere als kooperativ zeigt, kommt es im Laufe der Ermittlungen zu einigen überraschenden Wendungen und die Lage spitzt sich immer weiter zu. Blanc und seine Mitstreiter müssen sich durch ein verworrenes Netz aus Intrigen, Lügen und falschen Fährten kämpfen, um den mysteriösen Tod aufzuklären.

Alle scheinen irgendwie verdächtig, denn alle haben nach dem Tod des Patriarchen viel zu verlieren. Das gilt sowohl für die Familienmitglieder als auch die Hausangestellten.

Knives Out ist zugleich ein clever-doppelbödiger Agatha-Christie-Meta-Film und eine grandios-garstige Gesellschaftssatire – und macht dabei so viel diebischen Spaß wie kaum ein anderer Film in diesem Kinojahr! Fazit: zu gleichen Teilen böse, brillant, bissig und saumäßig unterhaltsam.

Le Mans 66 – Gegen jede Chance

Dienstag, 27. Oktober 2020, 18.00 und 20.00 Uhr

USA 2019; Regie: James Mangold; Darsteller*innen: Matt Damon, Christian Bale, Jon Bernthal, Caitriona Balfe, Tracy Letts, Josh Lucas, Ray McKinnon; FSK: ab 12; 152 Minuten

Henry Ford II hat das Familiengeschäft seines Großvaters Anfang der 1960er Jahre übernommen. Um amerikanische Autos am von europäischen Herstellern dominierten Markt zu etablieren, überarbeitete er das Firmenkonzept mit Hilfe des Visionärs Lee Iacocca und dem ehemaligen Rennchampion und Ingenieur Carroll Shelby. Zusammen kreierten sie den Ford GT40, der Ferrari in ihrem eigenen Rennen in Le Mans 1966 schlagen sollte, was bis dahin keinem amerikanischen Modell zuvor gelingen wollte. Mit dem britischen Rennfahrer Ken Miles arbeiten sie an dem revolutionären Rennwagen, doch die Zusammenarbeit der Dickköpfe stellt sich als komplizierter dar, als anfangs gedacht. Aber alle verfolgen das gleiche Ziel: Ken Miles soll 1966 mit dem Ford GT40 als erster über die Ziellinie von Le Mans fahren.

Regisseur James Mangold inszeniert ein elektrisierendes High-Speed-Biopic, das uns ins Jahr 1966 versetzt. Der Film basiert auf der wahren Geschichte des visionären Sportwagenherstellers Carroll Shelby und des furchtlosen, in Großbritannien geborenen Rennfahrers Ken Miles und zeigt uns eindrucksvoll in hochdramatischen Rennszenen, was es heißt, mit 300 km/h über die Straße zu donnern.