Das Mädchen mit den goldenen Händen

Di 12.4. (18 und 20 Uhr) / Do 14.4. (17:30) / So 17.4. (13:00)

Deutschland 2021; Regie: Katharina Marie Schubert; Darsteller*innen: Corinna Harfouch, Birte Schnöink, Peter René Lüdicke, Jörg Schüttauf, Gabriela Maria Schmeide, Ulrike Krumbiegel, Stephan Bissmeier; FSK: ab 12; 107 Minuten

Lara beschließt, ihre Mutter Gudrun anlässlich ihres 60. Geburtstages zu besuchen. Ihre Mutter ist in ihrer ostdeutschen Heimat eine beliebte und engagierte Nachbarin. Doch obwohl sie für die Bewohner des Ortes eine geschätzte Mitbürgerin ist, konnte sie für ihre Tochter nie die Empathie und Nähe aufbringen, wie sie es für andere tut. Zum Glück hat sich ihr Ziehvater Werner immer sehr aufopferungsvoll um Lara gekümmert. Gudrun hatte es als Kind auch nicht leicht und wuchs als Waisenkind in einem Heim auf. Das hat sie viele Jahre später in Eigenregie renoviert und genau dort findet nun auch ihre Geburtstagsfeier statt. Der Bürgermeister eröffnet ihr, dass das Kinderheim an einen westdeutschen Investor verkauft werden soll. Für Gudrun ist das eine Katastrophe. Von nun an setzt sie alle Hebel in Bewegung, um den Verkauf zu verhindern. Die Lage eskaliert völlig und Lara, Werner und alle anderen Dorfbewohner erkennen Gudrun nicht mehr wieder. Für Lara Grund genug, um endlich herauszufinden, warum ihre Mutter solch einen Ehrgeiz an den Tag legt…

Was geschah mit Bus 670?

Di 5.4. (18 und 20 Uhr) / Do 7.4. (17:30) / So 10.4. (13:00)

Mexiko/Spanien 2020; Regie: Fernanda Valadez; Darsteller*innen: Mercedes Hernández, David Llescas, Juan Jesús Varela, Ana Laura Rodríguez, Armando García, Laura Elena Ibarra; FSK: ab 16; 99 Minuten

Zentral-Mexiko: Teenager Jesús und ein Freund wollen es gemeinsam in die USA schaffen, wo sie ein besseren Leben haben wollen als in ihrer Heimat. Sie nehmen den Bus 670, der zur US-amerikanischen Grenze fährt. Monate später findet man die Leiche von Jesús‘ Freund, während von ihm jede Spur fehlt. Seine Mutter Magdalena denkt aber gar nicht daran, die Hoffnung aufzugeben. Entgegen aller Warnungen zieht sie los, um ihren Sohn zu finden. Magdalena reist nach Nord-Mexiko, eine Todeszone, wo es so gefährlich ist wie an kaum einem anderen Ort der Welt. Hier begegnet sie Menschen, die sich ebenfalls fragen, was aus ihren Familienmitgliedern geworden ist. Jesús‘ Schicksal ist kein Einzelfall. Nach und nach nähert sich Magdalena der Wahrheit.

Große Freiheit (Great Freedom)

Dienstag, 29. März, 18.00 und 20.00 Uhr

Österreich/Deutschland 2021; Regie: Sebastian Meise; Darsteller*innen: Franz Rogowski, Anton von Lucke, Ulrich Faßnacht, Fabian Stumm; FSK: ab 16; 116 Minuten

Hans Hoffmann liebt Männer. Als ihn die Soldaten der Alliierten nach dem Zusammenbruch des Nationalsozialismus aus dem Konzentrationslager befreien, ist seine Leidenszeit noch nicht zu Ende. Hans wird in den Regelvollzug überstellt, um seine Reststrafe abzusitzen – nach Paragraph 175, der hier in Westdeutschland unverändert in Kraft ist.

Im Gefängnis begegnet Hans dem verurteilten Mörder Viktor. Der will zunächst mit einem „175-er“ nichts zu tun haben. Doch Hans‘ rebellischer, stoischer Stolz, der sich auf dem Gefängnishof und gegen die Willkür der Wärter zu behaupten weiß, nötigt ihm Respekt ab. Wieder und wieder landet Hans, der Wiederholungstäter, im Gefängnis. Und immer ist da Viktor, der Lebenslängliche. Sie kennen sich.

Hans will sich nicht unterwerfen. Er will leben und lieben. Mit Oskar erlebt er eine glückliche, verliebte Zeit, fast unbeschwert trotz des unaufhörlichen Zwangs, sich verstecken zu müssen. Dann weist der Paragraph 175 auch diese Beziehung in die Schranken. Im Gefängnis treffen sie sich wieder. Der erfahrene Hans hilft Oskar, der unbarmherzigen Härte des Knastalltags zu begegnen. Selbst hier finden sich Mittel und Wege für heimliche Treffen, selbst hier vermag Hans Glück zu empfinden. Aber Oskar ist für dieses Leben nicht gemacht, die Konfrontation, das Verheimlichen, die trügerische Aussicht auf eine Freiheit da draußen. Er weiß sich nicht mehr zu helfen.

Jahre später. Im Gefängnis verliebt sich Hans in seinen Mitgefangenen Leo, einen Musiklehrer. Aber er ist vorsichtig geworden. Er will niemanden mehr gefährden mit seiner eigenen Sehnsucht. Mit einer Falschaussage vor Gericht verhilft er Leo zur Freilassung. Seine eigene Strafe wird heraufgesetzt.

Wieder und wieder begegnen sich Viktor und Hans über die Jahrzehnte, diese beiden so ungleichen Männer, und ringen den Schikanen und der Gewalt im Knast kleine Freiräume und Zufluchten ab. Sie vertrauen sich, sie kennen die Umstände, denen sie standhalten müssen, und die kleinen Tricks, die ihnen Luft zum Atmen verschaffen. Eine Schicksalsgemeinschaft, verbunden durch eine unstillbare Sehnsucht nach Freiheit und Leben. Oder ist es am Ende allen Widerständen zum Trotz Liebe?

Nowhere Special

Dienstag, 22. März, 18.00 und 20.00 Uhr

Großbritannien/Italien/Rumänien 2020; Regie: Uberto Pasolini; Darsteller*innen: James Norton, Daniel Lamont, Eileen O’Higgins, Valene Kane; FSK: ab 6; 96 Minuten

John, ein Fensterputzer aus Belfast, zieht seinen dreijährigen Sohn Michael praktisch seit der Geburt allein groß. Doch John hat einen Hirntumor, ihm bleiben nur noch wenige Monate. Seit dieser Diagnose sucht er mit behördlicher Unterstützung nach passenden Adoptiveltern für seinen Sohn. »Passend«, das merkt man auch als Zuschauer sehr schnell, ist ein Begriff, der sich so leicht dahersagt, den mit Bedeutung zu füllen jedoch unendlich schwer ist. Wir begleiten John und Michael zu mehreren adoptionswilligen Paaren, und die Größe, der Humanismus dieses bis in die kleinsten Rollen hervorragend besetzten Films zeigt sich auch darin, dass diese Menschen – bis auf eine pointierte Ausnahme – auf ihre ganz persönliche Weise allesamt fürsorglich und liebevoll wirken, vom Akademikerpaar bis zum Briefträger. Unwillkürlich beginnt man abzuwägen und weiß im Grunde selbst nicht recht, was den Ausschlag geben könnte.

Filme über todranke Menschen stellt man nicht nur als Kritiker instinktiv unter Kitschverdacht. Zu leicht scheint es, damit einen Publikumsnerv zu treffen, vorzugsweise die Tränendrüse. So gesehen gelingt Uberto Pasolini ein doppeltes Kunststück, denn in Nowhere Special kombiniert er das Motiv des nahenden Todes sogar noch mit dem ungewissen Schicksal eines kleinen Kindes – zu einem Film von selten gewordener Zurückhaltung und Sensibilität in der Schilderung tragischer Schicksale. Zutiefst berührend, aber nie rührselig. Bis zum letzten Bild wahrt der Film die Balance zwischen Abschiedsschmerz und leiser Zukunftshoffnung. Und gerade indem Pasolini alles so scheinbar einfach hält, zeigt er, dass er es sich nicht leicht macht.

The Father

Dienstag, 15. März, 18.00 und 20.00 Uhr

GB 2020; Regie: Florian Zeller; Darsteller*innen: Anthony Hopkins, Olivia Colman, Mark Gatiss, Imogen Poots, Mark Gatiss, Olivia Williams; FSK: ab 6; 115 Minuten

Anne  ist in großer Sorge um ihren Vater Anthony. Als lebenserfahrener, stolzer Mann lehnt er trotz seines hohen Alters jede Unterstützung durch eine Pflegekraft ab und weigert sich standhaft, seine komfortable Londoner Wohnung zu verlassen. Obwohl ihn sein Gedächtnis immer häufiger im Stich lässt, ist er davon überzeugt, auch weiterhin allein zurechtzukommen. Doch als Anne ihm plötzlich eröffnet, dass sie zu ihrem neuen Freund nach Paris ziehen wird, ist er verwirrt. Wer ist dann dieser Fremde in seinem Wohnzimmer, der vorgibt, seit über zehn Jahren mit Anne verheiratet zu sein? Und warum behauptet dieser Mann, dass Anthony als Gast in ihrer Wohnung lebt und gar nicht in seinem eigenen Apartment? Anthony versucht, die sich permanent verändernden Umstände zu begreifen und beginnt mehr und mehr zu zweifeln: an seinen Liebsten, an seinem Verstand und schließlich auch seiner eigenen Wahrnehmung.

Die Oscar-Preisträger Anthony Hopkins und Olivia Colman zeigen in Florian Zellers meisterhaft inszeniertem Regiedebüt ein Schauspiel von beeindruckender Echtheit, das den Zuschauer unvermittelt in das Leben mit Demenz versetzt. The Father feierte im Januar 2020 beim Sundance Film Festival Premiere und setzte seinen beeindruckenden Siegeszug seitdem auf zahlreichen internationalen Festivals fort, darunter die Filmfestspiele von Toronto, San Sebastian, Telluride und Zürich. Dabei erntete das Regiedebüt von Florian Zeller mit Anthony Hopkins und Olivia Colman in den Hauptrollen nicht nur begeisterte Kritiken, sondern erhielt auch diverse Filmpreise wie den Audience Award als Bester Film in San Sebastian, einen GOYA Award als Bester Europäischer Film und zahlreiche Nominierungen, darunter vier Golden Globe-, sechs BAFTA- und sechs Oscar-Nominierungen.

Nur ein Augenblick (The Accidental Rebel)

Dienstag, 8. März, 18.00 und 20.00 Uhr

Deutschland/Großbritannien 2019; Regie: Randa Chahoud; Darsteller*innen: Mehdi Meskar, Emily Cox, Jonas Nay; FSK: ab 16; 108 Minuten

Der junge Syrer Karim und seine schwangere Freundin Lilly leben in Hamburg ein sorgenfreies Studentenleben. Als Karims geliebter Bruder Yassir in Syrien in ein Foltergefängnis verschleppt wird und Karim beschließt, Yassir aus dem Kriegsgebiet zu retten, bleibt Lilly besorgt und zunehmend verzweifelt zurück. Nur ein Augenblick zeigt erschreckend greifbar den Teufelskreis der Kriegsgewalt und offenbart schonungslos, wie schnell man selbst zum Täter werden kann…

Bei Nur ein Augenblick zeichnet Chahoud als Regisseurin und Drehbuchautorin verantwortlich, ein Film, der einen neuen und sehr persönlichen Blick auf einen der größten Konflikte unserer Zeit liefern wird und für Randa Chahoud eine „absolute Herzensangelegenheit“ ist. Als Tochter eines Syrers und einer deutschen Politikwissenschaftlerin beschäftigt sie sich seit Ausbruch des Bürgerkriegs immer wieder mit dem Thema Gewalt, ein Thema, das für so viele Menschen den Alltag bestimmt. „Durch meine syrischen Wurzeln war es mir möglich, während des Schreibprozesses nicht nur in Scriptworkshops und dramaturgischen Beratungsgesprächen am Stoff zu arbeiten, sondern auch durch Gespräche innerhalb meiner Familie, mit hochrangigen Oppositionellen, langjährigen politischen Gefangenen, Mitgliedern der Syrischen Befreiungsarmee und auch Verfechtern der Assad-Regierung in die Materie einzutauchen.“

Online für Anfänger (Effacer l’historique)

Dienstag, 1. März, 18.00 und 20.00 Uhr

Frankreich/Belgien 2020; Regie: Benoît Delépine, Gustave Kervern; Darsteller*innen: Blanche Gardin, Denis Podalydès, Corinne Masiero, Vincent Lacoste, Benoît Poelvoorde; FSK: ab 12; 110 Minuten

In seiner grotesken Komödie beschäftigt sich das französische ­Filmemacherduo Gustave Kervern und Benoît Delépine mit dem Fluch des Internets: Dafür gab es auf der Berlinale 2020 einen Silbernen Bären.

Marie muss seit der Trennung vom Ehemann ihr Mobiliar im Internet verkaufen, um über die Runden zu kommen. Zu allem finanziellen Übel fürchtet sie um den Respekt ihres jugendlichen Sohnes, sollte ein peinliches Sextape von ihr online gehen. Bertrands Tochter wurde Opfer von Cyber-Mobbing, während er selbst sich in die Stimme einer Callcenter-Agentin am anderen Ende der Welt verliebt hat und ihr kein noch so beklopptes Angebot ablehnen kann. Und schließlich Christine, die sich über schlechte Internet-Bewertungen wundert, die sie trotz aller Anstrengungen als Uber-Fahrerin mit ihrem Kleinwagen bekommt und ihr dadurch die erneute Arbeitslosigkeit droht.
Die drei Nachbarn haben die Fremdbestimmung durch die Übermacht der sozialen Medien und Techgiganten satt und sagen Silicon Valley den Kampf an!

Die Gesellschaftssatire Online für Anfänger nimmt die Absurditäten und Stolperfallen des digitalen Alltags zwischen künstlicher Intelligenz, Fake-Bewertungen und den überteuerten Kosten sogenannter Gratis-Hotlines aufs Korn. Als Spezialisten für anarchischen Humor bleibt sich das französische Regie- und Autorenduo in ihrem neunten gemeinsamen Spielfilm selbst treu – wirklich jeder bekommt sein Fett weg: Von weltweit agierenden Ausbeuter-Konzernen bis hin zu Rentnern, die dutzende Kilometer fahren, um ein paar Cent beim Einkauf zu sparen. Und doch: Aus vermeintlich Gestrauchelten des Internet-Alltags werden Helden, die sich furchtlos ihre privaten Daten aus dem Internet zurückholen wollen.

Titane

Dienstag, 22. Februar, 18.00 und 20.00 Uhr

Frankreich 2021; Regie: Julia Ducournau; Darsteller*innen: Agathe Rousselle, Vincent Lindon, Garance Marillier, Lais Salameh, Mara Cisse, Marin Judas; FSK: ab 16; 108 Minuten

Der diesjährige Cannes-Gewinner sprengt so ziemlich alle Kategorien. Ist es ein Genrefilm? Ist es abgehobenes Kunstkino? Geht es mehr um Serienmord, um Maschinenliebe oder einen verlorenen und wiedergefundenen Sohn? In jedem Fall ist der Film eine Erfahrung.

Nach einem Autounfall bekommt Alexia als Kind bei einer Operation am offenen Gehirn eine Titanplatte eingesetzt. Das Mädchen trägt nun eine auffällige Narbe über dem rechten Ohr, und es fühlt sich zu anderen metallischen Wesen hingezogen. Einige Jahre später scheint Alexia ihr Fetischverhältnis zu Maschinen über den Beruf als Tänzerin bei Autoshows auszuleben. Doch sie ist auch eine eiskalte Killerin: Als ein Fan zudringlich wird, tötet sie ihn – nur der erste von mehreren, zunehmend extremen Morden. Außerdem hat sie Sex mit einem Auto, in einem Geschlechtsakt von comichafter Irrealität, der gleichwohl zu einer Schwangerschaft führt. Alexia, die Killerin, ist ein verlorenes Wesen.

Dieses Motiv führt der zweite Teil des Films weiter, der zugleich andere Akzente setzt: Alexia verwandelt sich. Auf der Flucht vor der Polizei gestaltet sie sich radikal um – unter anderem indem sie sich selbst die Nase bricht. Sie wird zu Adrien, dem vor Jahren verschwundenen Sohn des Feuerwehr-Kommandanten Vincent, und tritt in dessen Welt ein, eine Feuerwache als eingeschworene Gemeinschaft, fast eine Sekte, in der Vincent Gott ist. Und Gott duldet keine Diskussionen darüber, ob dieser zugelaufene Typ wirklich sein Sohn ist.

Titane zelebriert mit seinen wuchtigen Bildern und seinem bisweilen sakralen Soundtrack die Verschmelzung des Unvereinbaren, von Mensch und Maschine, Muttermilch und Motoröl, Gewalt und Zärtlichkeit, Vaterliebe und erotischer Liebe. Ein Film, den man zulässt oder zutiefst ablehnt: radikal, monströs, brutal und herausfordernd, dabei aber auch seltsam zärtlich und von eigenartigem Humor. Und so frei wie nur Weniges, was das Kino derzeit zu bieten hat.

Lieber Thomas

Dienstag, 15. Februar, 18.00 und 20.00 Uhr

Deutschland 2021; Regie: Andreas Kleinert; Darsteller*innen: Albrecht Schuch, Jella Haase, Ioana Iacob, Jörg Schüttauf, Anja Schneider, Marlen Ulonska; Prädikat: besonders wertvoll; FSK: ab 16; 150 Minuten

Die DDR ist noch jung, aber Thomas Brasch passt schon nicht mehr rein. Es ist vor allem sein Vater Horst, der den neuen deutschen Staat mit aufbauen will. Doch Thomas, der älteste Sohn, will lieber Schriftsteller werden. Thomas ist ein Träumer, ein Besessener und ein Rebell. Schon sein erstes Stück wird verboten, und bald fliegt er auch von der Filmhochschule. Als 1968 die sowjetischen Panzer durch Prag rollen, protestiert Brasch mit Freundin Sanda und anderen Studenten mit einer Flugblattaktion in den Straßen Berlins und rennt damit vor die Wand. Sein eigener Vater verrät ihn, und Thomas Brasch kommt ins Gefängnis. Auf Bewährung entlassen, arbeitet Brasch in einer Fabrik und schreibt über die Liebe, die Revolte und den Tod. Aber mit einem wie ihm kann man in der DDR nichts anfangen. Ohne Aussicht gehört zu werden verlässt Thomas mit der Frau, die er liebt, die Heimat. Im Westen wird er anfangs bejubelt, dreht mehrere Kinofilme, wird zweimal nach Cannes eingeladen. Doch Brasch lässt sich nicht vereinnahmen. Auch nach dem Mauerfall, zurück in Ost-Berlin, ist er weit davon entfernt Ruhe zu geben.

Das Biopic erzählt die Geschichte des Schriftstellers und Künstlers Thomas Brasch, der in den 1970er Jahren den Zwängen der DDR durch den Aufbruch in den Westen entflieht, jedoch auch dort keine Erfüllung findet. Die ausdrucksstarke Bildsprache und das phänomenale Ensemble mit einem wie entfesselt aufspielenden Albrecht Schuch in der Titelrolle machen diese Künstlerbiografie zu einem filmischen Glanzstück.

Die Rüden

Dienstag, 8. Februar, 18.00 und 20.00 Uhr

Deutschland 2020; Regie: Conny Walter; Darsteller*innen: Matthis Landwehr, Sabine Winterfeld, Nadine
Matthews, Christopher Köberlein; FSK: ab 12; 107 Minuten

Der Film führt ins Herz einer Finsternis, die heute mit toxischer Maskulinität umschrieben wird. In einer Arena aus dunklem, vernarbtem Beton treffen vier junge Gewaltstraftäter auf drei bedrohliche, maulkorbtragende Hunde, mit denen nicht zu spaßen ist. Testosteron pur also, wäre da nicht Lu, die angstfreie, hochkonzentrierte Hundetrainerin. Lu siedelt ihr riskantes und von den Autoritäten misstrauisch überwachtes Projekt jenseits der Fragen nach Täter und Opfer, Schuld und Sühne an. So wird sie zur Provokation und ihr Ansatz zum Sprengsatz für ein System, das noch immer glaubt, man könne Gut und Böse wirklich auseinander sortieren. Deshalb ist der Film eine so eindrückliche wie verstörende Reise zum Mittelpunkt der Menschlichkeit.

Anlässlich der Woche für Demokratie und Toleranz zeigt Cinema Paradiso den Film in Kooperation mit dem DGB Kreisverband Heidelberg Rhein-Neckar und dem städtischen Kinder- und Jugendreferat Sinsheim. Die Filmemacherin Conny Walther und die Schauspielerin Sabine Winterfeld werden bei den Filmvorführungen anwesend sein.