Champagner & Macarons

Mittwoch, 2. Januar, 18.00 und 20.30 Uhr

Frankreich 2017; Regie: Agnès Jaoui; Darsteller*innen: Agnès Jaoui, Sarah Suco, Kevin Azais, Léa Drucker; FSK: ab 12; Prädikat: besonders wertvoll; 98 Minuten

Als die Filmproduzentin Nathalie in ihrer neu erworbenen Villa auf dem Land eine Einweihungsparty feiert, hat sie kurz Sorge, dass das gesellschaftliche Ereignis auch ganz schnell absolut öde werden könnte. Doch weit gefehlt: Nathalies Schwester und deren Ex-Mann leben ihren persönlichen Kleinkrieg bei Häppchen und sanfter Jazz-Musik in aller Öffentlichkeit aus. Und die anderen Gäste, egal ob Partylöwe, Möchtegern-Star oder Landadel leiden an ganz eigenen Be- und Empfindlichkeiten – bei einem Glas Champagner werden die Fassaden brüchig und die Neurosen sichtbar.

Die High Society der Medien- und Kulturszene bekommt in dem neuen Film von Agnès Jaoui auf ironische Weise ihr Fett ab. Mit spitzen Dialogen offenbart der Film die ganze Oberflächlichkeit eines solchen gesellschaftlichen Ereignisses und demaskiert die Fassade der Gelassenheit, hinter der sich private Befindlichkeiten verbergen. Im gut zusammengestellten Ensemble zeigt sich die große Spielfreude. Die stimmungsvolle Musik und das herrliche Setting liefern eine beschwingt spätsommerliche Stimmung, die sich auf den Zuschauer überträgt. Dies alles zusammen macht Champagner & Macarons zu einem ungemein spritzig französischen Filmvergnügen. (FBW)

I, Tonya

Mittwoch, 26. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

USA 2017; Regie: Craig Gillespie; Darsteller*innen: Margot Robbie, Sebastian Stan, Allison Janney, Bobby Cannavale, Caitlin Carver; FSK ab 12; 119 Minuten

Sie war die berühmteste Person der Welt – nach Bill Clinton. Und eine der besten Eiskunstläuferinnen. Als erste Amerikanerin sprang Tonya Harding innerhalb eines Wettbewerbs gleich zwei sogenannte Dreifach-Axel – einen der anspruchsvollsten Sprünge im Eiskunstlauf. Doch eine Rabenmutter, ein dummer Ehemann und ein unglaublicher Skandal brachten sie zu Fall. Ihr Name wird für alle Zeiten mit dem Attentat auf ihre Konkurrentin Nancy Kerrigan in Verbindung bleiben.

Diese Geschichte ist total verrückt und wahrlich unglaublich, und deshalb lässt sie sich nur als Satire erzählen. Craig Gillespie hat keine Dokumentation, sondern eine pechschwarze, furiose und urkomische Satire gedreht und erzählt so die wahre Geschichte der Eiskunstläuferin Tonya Harding. Herausragend im Film ist die schauspielerische Leistung von Margot Robbie als Tonya, und das nicht ihrer Eislaufkünste wegen. Sie spielt die Hauptfigur zwischen trotzig und hysterisch, vulgär und kämpferisch, und präsentiert uns einen dreidimensionalen, vielschichtigen Charakter, der uns seine Seite der Geschichte erzählt. Sehenswert!

Camino a la Paz

Mittwoch, 19. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

Argentinien 2015; Regie & Drehbuch: Francisco Varone; Darsteller*innen: Rodrigo de la Serna, Ernesto Suarez, Elisa Carricajo, Maria Canale; 94 Minuten; Omu

Sebastián ist Mitte 30 und treibt weitestgehend ziellos durchs Leben. Er hat ohnehin nur zwei Leidenschaften im Leben: seine Rockband Vox Dei und seinen liebevoll hergerichteten Peugeot 505. Etwas zu kurz kommt da seine Freundin Jazmín, die sich sehnlichst ein Kind wünscht. Weil die beiden in großer Armut leben, geht Sebastián eines Tages auf ein ebenso außergewöhnliches wie lukratives Jobangebot ein: Mit seinem Peugeot fährt er den greisen Jalil von Buenos Aires ins bolivianische La Paz. Von dort aus will der streng gläubige Jalil irgendwie nach Mekka kommen. Das Problem ist die lange, mehrere Tage dauernde Fahrt, da sich Jalil und sein Chauffeur nicht besonders gut verstehen. Doch Sebastián braucht das Geld und nimmt deshalb alle Ärgernisse in Kauf.

Der Titel des Regie-Debüts von Francisco Varone ist doppeldeutig. „Camino a La Paz“ kann zum einen „Der Weg nach La Paz“ bedeuten, aber auch „Der Weg zum Frieden“. Der Film lebt vom Schwung und der Unvorhersehbarkeit, die die Beziehung der beiden Männer auszeichnet. Dem Regisseur gelingt ein kleiner und feiner Film über zwei komplexe Charaktere, die auf ihrem Trip allerlei überraschende Ereignisse erleben.

Eldorado

Mittwoch, 12. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

Schweiz/Deutschland 2018; Dokumentation; Regie: Markus Imhoof; Mitwirkende: Robert Hunger-Bühler, Caterina Genta; FSK: o. A.; 90 Minuten

„Das einzige, was uns am Ende bleibt, sind Erinnerungen, die auf Liebe basieren.“ Es ist eine solche Erinnerung, die den preisgekrönten Regisseur Markus Imhoof sein Leben lang begleitet hat: Es ist Winter, die Schweiz ist das neutrale Land inmitten des Zweiten Weltkriegs und Markus Imhoofs Mutter wählt am Güterbahnhof ein italienisches Flüchtlingskind aus, um es aufzupäppeln. Das Mädchen heißt Giovanna – und verändert den Blick, mit dem der kleine Markus die Welt sieht.

70 Jahre später kommen wieder Fremde nach Europa. Markus Imhoof hat Giovanna nie vergessen, hat ihre Spuren verfolgt und in ihrem Land gelebt. Nun geht er an Bord eines Schiffes der italienischen Marine, es ist die Operation Mare Nostrum, in deren Verlauf mehr als 100.000 Menschen aus dem Mittelmeer gezogen werden. Mit den Augen des Kindes, das er damals war, spürt er den Fragen nach, die ihn seit jeher umtreiben.

Markus Imhoof erzählt nach seinem herausragenden und mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichneten Kinoerfolg MORE THAN HONEY erneut eine sehr persönliche Geschichte, um ein globales Phänomen erfahrbar zu machen. Seine Fragen nach Menschlichkeit und gesellschaftlicher Verantwortung in der heutigen Welt führen ihn zurück zu den Erlebnissen seiner Kindheit und seiner ersten Liebe.

CINEMA PARADISO zeigt den Film in Kooperation mit dem Diakonischen Werk im Rhein-Neckar-Kreis. Im Beratungsalltag kommen die Mitarbeitenden des Diakonischen Werks immer wieder mit Geflüchteten und Menschen, die sie auf deren Weg begleiten, in Kontakt. Nach den Vorstellungen besteht die Möglichkeit, über das Thema Flucht – insbesondere als Herausforderung für Familien – ins Gespräch kommen.

The Rider

Mittwoch, 5. Dezember, 18.00 und 20.30 Uhr

USA 2017; Regie: Chloe Zhao; Darsteller*innen: Brady Jandreau, Tim Jandreau, Lilly Jandreau, Cat Clifford, Lane Scott; FSK: ab 12; 104 Minuten

Brady Blackburn ist ein überaus talentierter Cowboy und Rodeo-Reiter, doch nach einem schweren Unfall, bei dem er sich am Kopf verletzt, muss er sich damit arrangieren, dass er wohl nie wieder reiten können wird. Als direkter Nachkomme der Lakota-Sioux hat er eine ganz besondere Verbindung zu Pferden und definiert sich selbst fast ausschließlich über seine Arbeit mit den Reittieren.

Der authentische Stil der in China, Großbritannien und den USA aufgewachsenen Chloé Zhao ist bereits nach nur zwei Langfilmen über die Sioux-Indianer absolut unverkennbar. Auch in diesem ebenso einfühlsamen wie bildgewaltigen Neo-Western THE RIDER hat die Regisseurin wieder Laiendarsteller gesucht, die vor der Kamera mehr oder weniger ihre eigene Geschichte nachspielen. Gestoßen ist sie dabei noch während der Dreharbeiten zu SONGS MY BROTHERS TAUGHT ME auf den jungen Pferdeflüsterer und ehemaligen Rodeo-Champion Brady Jandreau – der ist nicht nur ein indianischer Cowboy, was natürlich zunächst einmal wie ein ziemlicher Widerspruch anmutet, und außerdem sollte er seit einem schweren Sturz eigentlich gar nicht mehr selbst aufs Pferd steigen – vom Rodeoreiten einmal ganz zu schweigen.

Chloé Zhaos THE RIDER handelt davon, wie man sich in einer von klassischen männlichen Werten dominierten Gesellschaft behaupten kann, selbst wenn man selbst aufgrund der äußeren Umstände nicht länger an den traditionellen Männlichkeitsritualen – wie dem Reiten – teilnehmen kann. Der Film wurde bei den 70. Filmfestspielen in Cannes gezeigt.

Familiye

Mittwoch, 28. November, 18.00 und 20.30 Uhr

Deutschland 2017; Regie: Kubilay Sarikaya, Sedat Kirtan; Darsteller*innen: Kubilay Sarikaya, Sedat Kirtan, Violetta Schurawlow, Muhammed Kirtan; FSK: ab 16; 93 Minuten

„Wenn es regnet, wirst du nass!“ – solche Banalitäten wer- den in eitleren Ganovenkreisen gerne salbungsvoll als besonders bedeutsame Philosophie gepredigt. Zum chronisch coolen Getue gehört gleichfalls die „Digger“, „Bruder“ und „Alda“-Endlosschleife, vor allem aber jenes ewige „Respekt“-Gedöns, mit dem sich absolut alle, auch noch so asozialen Aktivitäten rechtfertigen lassen. Im kleinen Gangster-Kosmos im Berliner Kiez von Spandau haben sich die drei Brüder Danyal, Miko und Muhammed mehr schlecht als recht eingerichtet. Danyal, der älteste, kommt gerade aus dem Gefängnis frei. Für viel Kohle hat er fünf Jahre lang den Knast für einen anderen abgesessen. Schockiert stellt er bei seiner Rückkehr fest, dass der spielsüchtige Miko nicht nur das ganze Geld verzockt, sondern massive Schulden angehäuft hat. Immerhin hat sich der ewige Versager liebevoll um den mit Downsyndrom geborenen Muhammed gekümmert. Allerdings hat Miko den Sachbearbeiter vom Sozialamt ziemlich vernachlässigt, weswegen Muhammed nun in ein Heim eingewiesen werden soll – was die Brüder verzweifelt verhindern wollen.

Das Regie- und Darsteller-Duo Kubilay Sarikaya und Sedat Kirtan kennt sich spürbar aus im Milieu, von dem sie erzählen. Wie ihre Figuren leben die beiden Deutschkurden im Kiez von Berlin Spandau, den sie wie ihre Westentasche kennen – nicht umsonst heißt es im Vorspann „Nach wahren Begebenheiten“. Mehr Street-Cred wird man im deutschen Kino kaum finden. Entstanden ist ein atmosphärisch dichter, spürbar authentischer Realismus. Jung-Produzent Bleibtreu stellt seinen Jung-Filmern dieses Arbeitszeugnis aus: „Der Film ist nicht perfekt. Aber er ist echt. Er erzählt von der Ausweglosigkeit, in die man in Deutschland hineingeboren werden kann.“

Swimming with Men

Mittwoch, 21. November, 18.00 und 20.30 Uhr

Großbritannien 2018; Regie: Oliver Parker; Darsteller*innen: Rob Brydon, Rupert Graves, Adeel Akhtar, Charlotte Riley; FSK: 0; 96 Minuten

Eric steckt mitten in der Midlife-Crisis: Seine Frau steigt in der Lokalpolitik auf, der Teenager-Sohn entfremdet sich täglich mehr von ihm, und sein Job als Buchhalter langweilt ihn unsäglich. Als er abends seine gewohnten Bahnen im Schwimmbad zieht, bemerkt er plötzlich etwas Merkwürdiges: Eine bunt gemischte Gruppe von Männern gleitet rhythmisch neben ihm durchs Becken. Den Synchronschwimmern fehlt jedoch noch ein Mann, um tatsächlich kunstvollere Schwebefiguren ins Wasser zu zaubern. Unversehens wird Eric in der herzlichen Amateurtruppe aufgenommen. Und während das Ballett in Badehosen tatsächlich immer besser wird, findet auch Eric neuen Mut, sein Leben nochmal auf den Kopf zu stellen und seiner Frau zu beweisen, dass weitaus mehr in ihm steckt, als sie für möglich hielt.

Im Zentrum des Films stehen Männer im sogenannten besten Alter, in der Mitte ihres Lebens: Männer und ihre Körper, Männer und ihre Freunde, ihre Verletzlichkeiten, Träume und Enttäuschungen. Sie sind nicht mehr länger die Krone der Schöpfung, stecken nicht mehr voller Möglichkeiten oder Testosteron. Diese angeschlagenen Helden finden ihren Frieden und ihre Erfüllung im Schwimmbecken. Gemeinsam sind sie in der Lage, außergewöhnliche, wenngleich auch etwas lachhafte Dinge zu vollbringen.

Gutland

Mittwoch, 14. November, 18.00 und 20.30 Uhr

Luxemburg/Belgien/D 2017; Regie: Govinda van Maele; Darsteller*innen: Frederick Lau, Vicky Krieps, Marco Lorenzini, Leo Folschette; FSK: ab 12; 107 Minuten

Jens, ein deutscher Dieb und Herumtreiber, verschlägt es in die von Landwirtschart geprägte luxemburgische Gemeinde Schandelsmillen, wo er Arbeit sucht. Ein Bauer stellt ihn als Erntehelfer auf seinem Hof an und in der örtlichen Kneipe lernt er Lucy, die Tochter des Bürgermeisters, kennen. Sie macht ihm Avancen und geht mit ihm ins Bett. Doch der wortkarge und eigenbrötlerische Jens hat ansonsten kein Interesse daran, sich in die Dorfgemeinschaft zu integrieren – obwohl die Einwohner ihn mögen, zu Partys einladen, ihm eine Trompete schenken und ihn als Mitglied ihrer Musikgruppe gewinnen wollen. Doch hinter der ländlichen Idylle und der Gastfreundschaft entdeckt Jens bald dunkle Geheimnisse, die sich bruchstückhaft offenbaren. Und während Jens sich weiter und weiter in das Dorfleben integriert, seine Arbeit macht und langsam eine intensivere Beziehung zu Vicky aufbaut, verändert er sich. Auch seine eigene finstere Seite kann er vor den Einheimischen nicht lange verbergen.

In den Gängen

Mittwoch, 7. November 2018, 18.00 Uhr und 20.30 Uhr Deutschland 2017; Buch und Regie: Thomas Stuber; Darsteller*innen: Sandra Hüller, Franz Rogowski, Peter Kurt; Ramona Kunze-Libnow; Prädikat: besonders wertvoll; FSK: ab 12; 120 Minuten Das Melodram basiert auf einer Kurzgeschichte von Clemens Meyer und zeigt die Lebenswelt eines einfachen Angestellten in der ostdeutschen Provinz. Christian ist neu im Großmarkt. Schweigend taucht er in das unbekannte Universum ein: die langen Gänge, die ewige Ordnung der Warenlager, die surreale Mechanik der Gabelstapler. Die Welt des Großmarktes erschließt sich ihm dabei als neuer Kosmos, wo er bald seinen Platz findet. Der ältere Bruno aus der Getränkeabteilung nimmt den schweigsamen Christian unter seine Fittiche. Er bringt ihm allerlei Tricks und Kniffe bei und wird zum väterlichen Freund. Auch die anderen Mitarbeiter behandeln Christian bald wie ein Familienmitglied. Als er sich in Marion von den Süßwaren verliebt, fiebert der ganze Großmarkt mit. Doch Marion ist verheiratet. Obwohl sie in ihrer Ehe nicht glücklich ist, respektiert der schüchterne Christian diese Tatsache. Die beiden kommen sich dennoch näher, und bald ist klar, dass auch Marion Gefühle für ihren Kollegen hegt.
IN DEN GÄNGEN – auf der Berlinale mit zwei Preisen ausgezeichnet – erzählt von einer zarten Liebe, die im geschützten Kosmos eines Großmarktes, inmitten einer Atmosphäre von familiärer Freundschaft und Zugehörigkeit, gedeiht – außerhalb des Großmarktes aber keine Chancen hätte.

Los Versos del Olvido – Im Labyrinth der Erinnerungen

Mittwoch, 31. Oktober, 18.00 und 20.30 Uhr

Chile/F/D/NL 2017; Regie: Alireza Khatam; Darsteller*innen: Juan Margallo, Tomás del Estal, Amparo Noguera, Manuel Morón, Itziar Aizpuru; FSK: ab 6; 92 Minuten; OmU

Ein abgelegener Friedhof in Chile, der Rückzugsort eines alten Mannes. Als Wärter verbringt er seine Tage damit, sich um seine geliebten Pflanzen zu kümmern – oder denjenigen, die auf der Suche nach Vermissten sind, die Körper der kürzlich verstorbenen in den Kühlkammern seines Leichenschauhauses zu zeigen. Sein Gedächtnis ist tadellos, nur Namen kann er sich nicht merken. Doch seine Routine wird jäh unterbrochen: Nach niedergeschlagenen Protesten versucht die Miliz, ihre Opfer bei ihm zu verstecken. Als er den leblosen Körper einer namenlosen jungen Frau findet, beginnt für den Wärter eine magische Reise. Gemeinsam mit einem kauzigen Bestatter, der die Geschichten der Toten sammelt, einer alten Frau auf der Suche nach ihrer lange vermissten Tochter und dem Fahrer eines Leichenwagens, der von seiner Vergangenheit heimgesucht wird, begibt er sich auf eine Odyssee durch die skurrilen Wege der Bürokratie, um der Unbekannten ein würdiges Begräbnis zu verschaffen.

Mit LOS VERSOS DEL OLVIDO – IM LABYRINTH DER ERINNERUNG gibt der iranische Regisseur Alireza Khatami sein Spielfilm-Debüt, das bei den Internationalen Festspielen von Venedig 2017 Weltpremiere feierte und vielfach ausgezeichnet wurde.