Quo Vadis, Aida?

Di 7.6. (18 und 20 Uhr) / Do 9.6. (17:30) / So 12.6. (13:00)

Bosnien/Österreich/Polen/Deutschland/Rumänien/Frankreich/Norwegen/Türkei/Holland 2021; Regie: Jasmila Žbanic; Darsteller*innen: Jasna Duricic, Izudin Bajrovic, Boris Ler, Dino Bajrovic, Boris Isakovic. Johan Heldenbergh, Raymond Thiry; FSK: ab 12; 101 Minuten

25 Jahre liegt das Massaker von Srebrenica zurück, bei dem serbische Milizen tausende Bosnier ermordeten. Der Film beginnt unmittelbar an Ort und Stelle jener alten Batteriefabrik bei Potocari, wo sich am 11. Juli 1995 um die 25.000 Bosniaken, größtenteils Frauen und Kinder, zu den dort stationierten UN-Soldaten flüchteten, nachdem das nahe gelegene Srebrenica von bosnischen Serben eingenommen worden war. Hier arbeitet die ehemalige Lehrerin Aida als Übersetzerin.

Quo Vadis, Aida? erzählt keine besonders raffinierte Geschichte. Schließlich weiß man ziemlich genau, worauf es hinausläuft. Und doch schildert sie Zbanic mit einer Souveränität, die den Abwehrreflex gegenüber dem historischen Horror überwindet. Aida, wie sie wieder und wieder Station und Lager durchschreitet, von einer Ecke zur anderen, dort übersetzt, da verhandelt und an dritter Stelle um den Schutz für ihre Söhne fleht, hält den Zuschauer in Atem. Gleichzeitig registriert man gewissermaßen durch ihre Augen all die verräterischen Details: wie sich die Blauhelme von der serbischen Miliz demütigen lassen, wie Generäle sich hinter Anordnungen und Sachzwängen verschanzen und sehenden Auges wehrlose Menschen ausliefern.

Zbanic erzählt die Geschichte so eindringlich, dass Beklemmung und Betroffenheit entsteht, ohne dass sie dafür Leichen zeigen muss. Es ist die Erzählung der wenigen Stunden, in denen dieses Massaker noch zu verhindern gewesen wäre. Der Film gewann den Europäischen Filmpreis 2021 (Bester Film, Beste Regie, Beste Darstellerin).