Wanda, mein Wunder

Di 19.4. (18 und 20 Uhr) / Do 21.4. (17:30) / So 24.4. (13:00)

Schweiz 2020; Regie: Bettina Oberli; Darsteller*innen: Agnieszka Grochowska, André Jung, Marthe Keller, Jacob Matschenz, Birgit Minichmayr, Anatole Taubman; FSK: o. A.; 110 Minuten

Die Polin Martha arbeitet als private Pflegekraft in der Schweiz. Alle drei Monate tritt sie ihren Dienst in einer gut betuchten Familie an. Malerisch liegt das Haus umgeben von einem weitläufigen Garten am See, und Wanda wird dort sehnsüchtig erwartet. Von Sohnemann Gregor, der sie mit einem Strauß Blumen an der Raststätte abholt, von dessen Mutter Elsa, die die Pflege ihres gelähmten Mannes Josef nicht allein bewältigen kann, und von dem Patienten selbst, der die Pflegerin immer wieder »mein Wunder« nennt.
Wanda braucht das Geld für ihre zwei Söhne, die von den Großeltern versorgt werden. Für ihre Kinder hat sie sich auch auf einen heimlichen Zusatzverdienst eingelassen und geht nachts zu Josef, wenn er sie über das Babyphone ruft.
Die Mischung zwischen Sensibilität und Sarkasmus verleihen dieser Familienkomödie eine spezifische Tiefe und Leichtigkeit. Das hartnäckige Klischee, dass alle reichen Familien im Kino neurotisch sein müssen, wird zwar auch hier bedient, aber darüber hinaus begegnet der Film seinen Figuren mit erfrischend menschlicher Entdeckungsfreude. Angefangen bei Wanda, die Agnieszka Grochowska mit einer tiefenentspannten Präsenz verkörpert und nie auf die Opferrolle reduziert. In feinen Nuancen wird mit ihr das Wechselverhältnis zwischen ausbeuterischer Geschäftsbeziehung und familiärer Intimität ausgelotet, das in dieser Form häuslicher Pflegemigration fest verankert ist.
Aber auch die Mitglieder der Gastfamilie werden in ihrer Reaktion auf Wandas Schwangerschaft nicht bloß als privilegierte Narzissten entlarvt, sondern auch in ihren menschlichen Schwächen ernstgenommen.