Nowhere Special

Dienstag, 22. März, 18.00 und 20.00 Uhr

Großbritannien/Italien/Rumänien 2020; Regie: Uberto Pasolini; Darsteller*innen: James Norton, Daniel Lamont, Eileen O’Higgins, Valene Kane; FSK: ab 6; 96 Minuten

John, ein Fensterputzer aus Belfast, zieht seinen dreijährigen Sohn Michael praktisch seit der Geburt allein groß. Doch John hat einen Hirntumor, ihm bleiben nur noch wenige Monate. Seit dieser Diagnose sucht er mit behördlicher Unterstützung nach passenden Adoptiveltern für seinen Sohn. »Passend«, das merkt man auch als Zuschauer sehr schnell, ist ein Begriff, der sich so leicht dahersagt, den mit Bedeutung zu füllen jedoch unendlich schwer ist. Wir begleiten John und Michael zu mehreren adoptionswilligen Paaren, und die Größe, der Humanismus dieses bis in die kleinsten Rollen hervorragend besetzten Films zeigt sich auch darin, dass diese Menschen – bis auf eine pointierte Ausnahme – auf ihre ganz persönliche Weise allesamt fürsorglich und liebevoll wirken, vom Akademikerpaar bis zum Briefträger. Unwillkürlich beginnt man abzuwägen und weiß im Grunde selbst nicht recht, was den Ausschlag geben könnte.

Filme über todranke Menschen stellt man nicht nur als Kritiker instinktiv unter Kitschverdacht. Zu leicht scheint es, damit einen Publikumsnerv zu treffen, vorzugsweise die Tränendrüse. So gesehen gelingt Uberto Pasolini ein doppeltes Kunststück, denn in Nowhere Special kombiniert er das Motiv des nahenden Todes sogar noch mit dem ungewissen Schicksal eines kleinen Kindes – zu einem Film von selten gewordener Zurückhaltung und Sensibilität in der Schilderung tragischer Schicksale. Zutiefst berührend, aber nie rührselig. Bis zum letzten Bild wahrt der Film die Balance zwischen Abschiedsschmerz und leiser Zukunftshoffnung. Und gerade indem Pasolini alles so scheinbar einfach hält, zeigt er, dass er es sich nicht leicht macht.