Minari – Wo wir Wurzeln schlagen

Dienstag, 2. November, 18.00 und 20.00 Uhr

USA 2020; Regie: Lee Isaac Chung; Darsteller*innen: Steven Yeun, Han Ye-ri, Alan Kim, Noel Kate Cho, Youn Yuh-jung, Will Patton, Daryl Cox; FSK: ab 6; 115 Minuten

Jacob beschließt mit seiner koreanisch-amerikanischen Familie aus Los Angeles auf eine kleine Farm in Arkansas zu ziehen. Für ihn sind die wilden Ozarks das gelobte Land. Seine Frau und die beiden Kinder David und Anne fühlen sich jedoch fremd in der neuen Heimat. Als die schlagfertige, liebevolle Großmutter Soonja aus Korea zu ihnen zieht, wird das Familienleben plötzlich auf den Kopf gestellt. Soonja findet bald in ihrem neugierigen, aufmüpfigen Enkelsohn David einen Verbündeten. Zusammen gelingt es den beiden, das magische Band zwischen den Familienmitgliedern trotz aller Rückschläge und Schwierigkeiten immer wieder neu zu knüpfen und ihnen dadurch den Weg in eine hoffnungsvolle gemeinsame Zukunft zu ebnen.

Drehbuchautor und Regisseur Lee Isaac Chung, der als Sohn einer koreanischen Familie in Arkansas aufwuchs, erzählt mit Minari – Wo wir Wurzeln schlagen seine ganz persönliche Geschichte über das, was ein Zuhause wirklich ausmacht. Ein Drama, das trotz seiner Tiefe vor Humor und magischen, leichten Momenten strotzt. Nicht zuletzt durch Youn Yuh-Jung, die in der Rolle der charakterstarken Großmutter bereits unzählige Preise einsammeln konnte, unter anderem den Oscar als beste Nebendarstellerin. In der Hauptrolle überzeugt Walking Dead-Star Steven Yeun als Jacob.

Die Sehnsucht der Schwestern Gusmão

Mittwoch, 21. September, 18.00 und 20.30 Uhr

Brasilien 2019; Regie: Karim Ainouz; Darsteller*innen: Carol Duarte, Julia Stockler, Gregorio Duvivier; FSK: ab 12; 139 Minuten

Euridice und ihre ältere Schwester Guida wachsen gut behütet in einem strengen brasilianischen Haushalt auf. Ihrer Erziehung und den gesellschaftlichen Maßgaben zum Trotz versuchen die beiden freigeistigen Frauen ihren vorgefertigten Rollen als Hausfrau und Mutter zu entkommen. Guida bricht kurzerhand mit einem griechischen Seemann nach Athen auf und kehrt wenig später in die Heimat zurück, schwanger und ohne Mann. Ihr Vater erklärt ihr außerdem, dass ihre geliebte Schwester, eine begnadete Pianistin, ihrem Traum gefolgt sei und ein Musikstudium in Europa begonnen habe. Guida wird von der Familie verstoßen und findet Zuflucht bei einer ehemaligen Prostituierten. Sie bringt einen Sohn zur Welt und muss zwei Jobs nachgehen, um ihre kleine Familie zu ernähren. Was sie nicht weiß: Auch ihre Schwester Euridice teilt ein ähnliches Schicksal. Sie lebt noch immer in Rio und ist unglücklich verheiratet. Eine Schwangerschaft verhindert ihre Teilnahme am Eingangstest eines Musikinstituts.

Der vielbeachtete brasilianische Regisseur Karim Ainouz zeichnet mit seinem neuen Film ein sensibles Drama über zwei Frauen, die wie viele andere ihrer Generation dazu erzogen wurden, sich im Hintergrund zu halten und ihre Rolle als Hausfrau und Mutter zu erfüllen und die versuchen, die vorgefertigten Strukturen zu durchbrechen. Im Rahmen der 72. Internationalen Filmfestspiele in Cannes wurde Die Sehnsucht der Schwestern Gusmao in der Kategorie Un Certain Regard ausgezeichnet.

Dream Horse

Dienstag, 26. Oktober, 18.00 und 20.00 Uhr

Großbritannien 2020; Regie: Euros Lyn; Drehbuch: Neil McKay; Darsteller*innen: Toni Collette, Damian Lewis, Owen Teale, Joanna Page; FSK: 6; 113 Minuten

Jan arbeitet tagsüber als Kassiererin und hilft abends als Barkeeperin im örtlichen Pub aus. Doch sie hat noch einen kleinen Traum: Sie will in ihrem walisischen Dorf ein Rennpferd züchten. Mit sehr wenig Geld und ohne Erfahrung überzeugt Jan ihren Mann und den Buchhalter Howard von ihrer Sache. Das Trio gründet ein Syndikat, das die Kosten für das Pferd untereinander teilt. Doch es dauert nicht lange und sie muntern mit ihrer Begeisterung die gesamte Nachbarschaft dazu auf, ihre ohnehin schon geringen Einkünfte zu teilen, um ein Pferd zu schaffen, dass es mit der Elite aufnehmen kann. Während das Rennpferd Dream Alliance in den Ranglisten immer weiter aufsteigt, treten Jan und die Dorfbewohner in einem Rennen um die nationale Meisterschaft gegen die Rennelite an.

Es ist ein Kampf der Kleinen gegen die Großen – der britische Film ist reich an Beispielen dafür. Die arroganten Lords und Ladys sind schockiert von den Aktivitäten der ambitionierten Hobby-Pferdezüchter, die ihre Ersparnisse zusammenlegen, um ein Rennpferd im Kleingarten aufzuziehen. Mit einfachsten Mitteln werden die traditionell konservativen Pferdezüchter von den ahnungslosen, aber liebenswerten Provinzlern ausgespielt. Ein Märchen? Keinesfalls, sondern eine wahre Geschichte!

Fabian oder der Gang vor die Hunde

Dienstag, 19. Oktober, 18.00 und 20.00 Uhr

Deutschland 2021; Regie: Dominik Graf; Darsteller*innen: Tom Schilling, Albrecht Schuch, Saskia Rosendahl; Prädikat: besonders wertvoll; FSK: ab 12; 176 Minuten

Im Berlin des Jahres 1931 lässt sich der Germanist und Werbetexter Jakob Fabian durch das Leben treiben. Während er tagsüber für die Werbung einer Zigarettenfirma zuständig ist, ist er nachts oft mit seinem Studienkollegen Labude unterwegs und macht die Unterweltkneipen, Bordelle und Künstlerateliers unsicher. Das sorglose Leben der beiden jungen Männer wird durch eine durch Kommunisten und Nationalsozialisten geteilte Gesellschaft zunehmend bedroht und auch Labude träumt davon, dass die Klassen gegen die Obrigkeit revolutionieren. Fabian kann mit dem politischen Umbruch nicht viel anfangen und kommentiert die Geschehnisse ironisch. Eines Tages trifft er in einem Atelier auf Cornelia und verliebt sich auf den ersten Blick in sie. Fabians naives Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er einer Entlassungswelle zum Opfer fällt, Cornelias Karriere als Schauspielerin jedoch an Fahrt aufnimmt…

Der Film verbindet auf klug durchdachte Weise sowohl die Historie, die sich durch Kästners Vorlage ergibt, als auch die aktuellen Bezüge einer Gesellschaft in Unruhe. Und wird so mehr als zu einer werknahen Literaturverfilmung. Fabian oder der Gang vor die Hunde ist eine aufmerksame und trotz seiner inhaltlichen Schwere immer erzählerisch leichte Beobachtung einer haltlosen und unsicheren Gesellschaft, in der Einzelschicksale verschwimmen. Und in seinen letzten Bildern eine starke Erinnerung daran, dass es ein System gab, in dem Fabian nie hätte existierten dürfen.

Die beste aller Welten

Dienstag, 12. Oktober, 18.00 Uhr und 20.00 Uhr

Deutschland/Österreich 2017; Regie: Adrian Goiginger; Darsteller*innen: Verena Altenberger, Jeremy Miliker, Lukas Milo; FSK: 12; Prädikat: besonders wertvoll; 99 Minuten

Für den siebenjährigen Adrian ist seine Mutter Helga die Beste. Zusammen leben die beiden in einer kleinen Wohnung am Rande von Salzburg. Helga liebt ihren Sohn abgöttisch, erzählt ihm Geschichten und ermutigt ihn zu träumen. Doch während Helga alles daran setzen möchte, ihrem Sohn eine gute Zukunft zu ermöglichen, scheitert sie an sich selbst. Denn Helga ist drogenabhängig, genau wie ihr Lebensgefährte Günther und dessen Freunde, allesamt gescheiterte und von der Gesellschaft vergessene Existenzen. Ständig lebt Helga in der Angst, dass das Jugendamt ihr Adrian wegnehmen wird. Und so erfinden die beiden ein Spiel, in dem es darum geht, nach außen hin ein normales Leben zu führen

Eine authentische Milieustudie, die die Drogensüchtigen und Kleinkriminellen nicht verurteilt, sondern schildert, wie sie mit ihren Ängsten zu überleben versuchen. Goiginger hat alles genau so durchlebt, wie er es in seinem Debütfilm beschreibt. Er möchte mit seinem Film die Aufmerksamkeit auf diese Szene lenken, die nach wie vor an den Rändern der Gesellschaft existiert, aber kaum wahrgenommen wird – etwa im Außenbezirk Salzburgs, wo er selber groß geworden ist. Hier wurde der Film auch gedreht, und die Menschen dort haben den Regisseur wiedererkannt.

Cinema Paradiso zeigt den Film in Zusammenarbeit mit dem Bürgerkreis für psychosoziale Arbeit e. V. in Sinsheim.

Bait

Dienstag, 5. Oktober, 18.00 Uhr und 20.00 Uhr

GB 2019; Regie: Mark Jenkin; Darsteller*innen: Edward Rowe, Simon Sheperd, Morgan Val Baker, Georgia Ellery, Martin Ellis; FSK: ab 12; 87 Minuten; OmU

Die Postkartenidylle des Fischerdorfs in Cornwall ist trügerisch. Wo man früher von der Fischerei leben konnte, fallen nun reiche Londoner Touristen ein und verdrängen die Einheimischen, deren Existenzgrundlage gefährdet ist. Auch das Verhältnis der Brüder Steven und Martin ist angespannt. Martin ist ein Fischer ohne eigenes Boot, denn damit veranstaltet Steven jetzt lukrativere Ausflugsfahrten. Das Cottage der Familie haben sie verkauft und mit den neuen Eigentümern scheint nur noch eine letzte Schlacht zu schlagen zu sein: die um einen küstennahen Parkplatz. Doch die Lage eskaliert und das nicht nur wegen einer Autokralle.

Bait ist ein Schwarzweißfilm, der im 16-mm-Format gedreht und mit der Hand entwickelt wurde. Zahlreiche Nahaufnahmen von Fischen, Netzen, Hummern, Gummistiefeln, Knoten und Fangkörben lassen an die Theorie einer Montage der Attraktionen denken. Ebenso erinnert die Darstellung der unterschiedlichen sozialen Milieus, man könnte auch von Klassenverhältnissen sprechen, an die sozialrealistische Tradition im britischen Kino. Vor allem aber lässt sich hinter der filmgeschichtlich anspielungsreichen visuellen Oberfläche jede Menge politische Aktualität entdecken.