Narziss und Goldmund

Deutschland 2020; Regie und Drehbuch von Stefan Ruzowitzky nach einer Vorlage von Hermann Hesse; Darsteller*innen: Jannis Niewöhner, Sabin Tambrea, Emilia Schüle, Henriette Confurius u.a.; FSK ab 12 Jahren; 110 Minuten

Narziss und Goldmund ist eine Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Hermann Hesse aus dem Jahr 1930.

Der junge Goldmund (Jannis Niewöhner) wird von seinem gewalttätigen Vater zum Studium ins Kloster Mariabronn geschickt. Dort trifft er auf den frommen Klosterschüler Narziss (Sabin Tambrea). Narziss hat sich dem asketischen und von strengen Regeln geprägten Leben im Kloster mit Herz und Seele verschrieben. Dabei fehlt dem jungen Asketen und vergeistigten Klosterschüler, der die Wahrheit Gottes sucht, die Sinnlichkeit. Diese Sinnlichkeit erblickt er in Gestalt des blonden Jünglings Goldmund, der seine »verlorene Hälfte« verkörpert, nämlich die eines musisch begabten Künstler, der weltlich-erotischen Genüssen zugeneigt ist. Der ungestüme und lebenslustige Goldmund erkennt, dass die Lebensperspektive, die ihm das Kloster bietet, nicht mit seinen Vorstellungen von Freiheit übereinstimmt. Bestärkt von Narziss begibt sich Goldmund auf eine Reise voller Abenteuer, bei der er schließlich auch seine große Liebe Lene (Henriette Confurius) kennenlernt. Doch Jahre später treffen sich Narziss und Goldmund unter dramatischen Umständen wieder… .

Die Darstellung der kargen mittelalterlichen Abtei und die etwas schwülstige Erotik sind in der Literaturvorlage angelegt. So schwelgt der Film in Liebesszenen mit viel nackter Haut. Aber Stefan Ruzowitzky liebt auch die Schockmomente, wenn er ausführlich die blutigen Striemen der gefolterten Klosterschüler zeigt oder die schwarzen Pestbeulen der Toten. Schaurig düsteres Mittelalter voller Gewalt, Tod und Mord.

Der in der Romanvorlage Roman geschilderte Zwiespalt zwischen Sinnlichkeit und Intellekt, sowie die homoerotischen Momente in der Freundschaft von Narziss und Goldmund werden im Film heruntergespielt. Hermann Hesses Auseinandersetzung mit der Tiefenpsychologie und fernöstlichen Philosophie bleiben ausgeblendet.

Der Regisseur und Oscarpreisträger Ruzowitzky setzt vielmehr auf große Ausstattung und pralle Kinobilder, unterlegt von einem sakralen Soundtrack. Das ist ein bisschen kitschig, manchmal drastisch, aber durchaus packend. Hermann Hesse für die große Kinoleinwand.

Trailer und Termine: https://www.citydome-sinsheim.com/detail/70817/Narziss%20und%20Goldmund