Der Fall Richard Jewell

USA 2019; Regie: Clint Eastwood; Darsteller*innen: Sam Rockwell, Jon Hamm, Olivia Wilde, Kathy Bates, Paul Walter Hauser u.a.; FSK ab 6 Jahren; 131 Minuten

Was auch immer man von ihm und seinen konservativen Einstellungen halten mag – die Unbeirrbarkeit, mit der der inzwischen 90-jährige Clint Eastwood selbst im hohen Alter Filme dreht, ist absolut bewundernswert. Das zähe Wesen, das viele der von ihm verkörperten stoischen Leinwandhelden auszeichnet, spiegelt sich offenkundig auch in seiner Regiekarriere wider.

Als Mitarbeiter einer privaten Wachfirma dreht Richard Jewell am Abend des 27. Juli 1996 im Centennial Olympic Park in Atlanta seine übliche Kontrollrunde. In dem mit Menschen gefüllten Park ist zu diesem Zeitpunkt viel los, immerhin finden in Atlanta gerade die Olympischen Sommerspiele statt. Trotz der vielen Menschen fällt dem Wachmann ein verdächtiger Rucksack auf. Sein Inhalt: eine Rohrbombe. Geistesgegenwärtig beginnt er den Bereich zu räumen und rettet so unzähligen Menschen das Leben.

Er wird als Held gefeiert, doch bald dreht sich der Wind. Wusste Jewell von der Bombe, weil er sie selbst platziert hat? Für das FBI passt der übergewichtige Einzelgänger, der so gerne ein richtiger Polizist wäre, perfekt auf das Profil eines Bombenlegers. Und auch die Presse ist schnell überzeugt. Journalisten, wie die übereifrige Kathy Scruggs, prägen mit ihren Schlagzeilen bald das Bild der Öffentlichkeit. Jeder Aspekt von Jewells Leben wird auseinandergenommen, er als möglicher Terrorist gebrandmarkt. Der engagierte Anwalt Watson Bryant sieht sich bald bei seinem Versuch, Jewells Unschuld zu beweisen, einem Kampf gegen Windmühlen ausgesetzt.

Eastwoods Aufarbeitung veranschaulicht, wie schnell manchmal ein Held vom Sockel gerissen wird und wie einfach das System einen Menschen zugrunde richten kann, dessen Lebenslauf Brüche und schwierige Phasen aufweise.

Der Fall Richard Jewell rekonstruiert die Verfolgung eines Unschuldigen (der wahre Täter wurde Jahre später gefasst) auf durchaus erschütternde Weise. Der Fall basiert auf dem gleichnamigen Artikel The Ballad of Richard Jewell, der 1997 im Vanity Fair erschien, geschrieben von Marie Brenner.

Trailer und Termine: https://www.citydome-sinsheim.com/detail/84760/Der Fall Richard Jewell

Narziss und Goldmund

Deutschland 2020; Regie und Drehbuch von Stefan Ruzowitzky nach einer Vorlage von Hermann Hesse; Darsteller*innen: Jannis Niewöhner, Sabin Tambrea, Emilia Schüle, Henriette Confurius u.a.; FSK ab 12 Jahren; 110 Minuten

Narziss und Goldmund ist eine Verfilmung der gleichnamigen Erzählung von Hermann Hesse aus dem Jahr 1930.

Der junge Goldmund (Jannis Niewöhner) wird von seinem gewalttätigen Vater zum Studium ins Kloster Mariabronn geschickt. Dort trifft er auf den frommen Klosterschüler Narziss (Sabin Tambrea). Narziss hat sich dem asketischen und von strengen Regeln geprägten Leben im Kloster mit Herz und Seele verschrieben. Dabei fehlt dem jungen Asketen und vergeistigten Klosterschüler, der die Wahrheit Gottes sucht, die Sinnlichkeit. Diese Sinnlichkeit erblickt er in Gestalt des blonden Jünglings Goldmund, der seine »verlorene Hälfte« verkörpert, nämlich die eines musisch begabten Künstler, der weltlich-erotischen Genüssen zugeneigt ist. Der ungestüme und lebenslustige Goldmund erkennt, dass die Lebensperspektive, die ihm das Kloster bietet, nicht mit seinen Vorstellungen von Freiheit übereinstimmt. Bestärkt von Narziss begibt sich Goldmund auf eine Reise voller Abenteuer, bei der er schließlich auch seine große Liebe Lene (Henriette Confurius) kennenlernt. Doch Jahre später treffen sich Narziss und Goldmund unter dramatischen Umständen wieder… .

Die Darstellung der kargen mittelalterlichen Abtei und die etwas schwülstige Erotik sind in der Literaturvorlage angelegt. So schwelgt der Film in Liebesszenen mit viel nackter Haut. Aber Stefan Ruzowitzky liebt auch die Schockmomente, wenn er ausführlich die blutigen Striemen der gefolterten Klosterschüler zeigt oder die schwarzen Pestbeulen der Toten. Schaurig düsteres Mittelalter voller Gewalt, Tod und Mord.

Der in der Romanvorlage Roman geschilderte Zwiespalt zwischen Sinnlichkeit und Intellekt, sowie die homoerotischen Momente in der Freundschaft von Narziss und Goldmund werden im Film heruntergespielt. Hermann Hesses Auseinandersetzung mit der Tiefenpsychologie und fernöstlichen Philosophie bleiben ausgeblendet.

Der Regisseur und Oscarpreisträger Ruzowitzky setzt vielmehr auf große Ausstattung und pralle Kinobilder, unterlegt von einem sakralen Soundtrack. Das ist ein bisschen kitschig, manchmal drastisch, aber durchaus packend. Hermann Hesse für die große Kinoleinwand.

Trailer und Termine: https://www.citydome-sinsheim.com/detail/70817/Narziss%20und%20Goldmund

Parasite

Südkorea 2019; Regie: Bong Joon Ho; Darsteller*innen: Song Kang Ho; Lee Sun Kyun, Cho Yei Jeong, Choi Woo Shick, Park So Dam; FSK: ab 16; 131 Minuten

Familie Kim ist ganz unten angekommen: Vater, Mutter, Sohn und Tochter hausen in einem grünlich-schummrigen Keller, kriechen für kostenloses WLAN in jeden Winkel und sind sich für keinen Aushilfsjob zu schade. Erst als der Jüngste eine Anstellung als Nachhilfelehrer in der todschicken Villa der Familie Park antritt, steigen die Kims ein ins Karussell der Klassenkämpfe. Mit findigen Tricksereien, bemerkenswertem Talent und großem Mannschaftsgeist gelingt es ihnen, die bisherigen Bediensteten der Familie Park nach und nach loszuwerden. Bald schon sind die Kims unverzichtbar für ihre neuen Herrschaften. Doch dann löst ein unerwarteter Zwischenfall eine Kette von Ereignissen aus, die so unvorhersehbar wie unfassbar sind.

Der Gewinner der Goldenen Palme von Cannes hält, was dieser Preis verspricht: großes Kino mit größtmöglicher Spannung. Regisseur Bong Joon Ho liefert mit Parasite eine scharfe Satire mit viel bösem Humor und Lust an der radikalen Zuspitzung der Verhältnisse. Mit seiner brillanten Gesellschaftskritik ist ihm ein gewaltiges, in spektakulären Bildern erzähltes Meisterwerk gelungen, das bereits jetzt Filmgeschichte geschrieben hat. In Los Angeles gewann er 4 Oscars ab, darunter den für den besten Film.

Termine und Trailer: https://www.citydome-sinsheim.com/detail/80486/Parasite