Körper und Seele

Mittwoch, 14. März, 18.00 Uhr und 20.30 Uhr

Ungarn 2017; Regie: Ildikó Enyedi; Darsteller: Alexandra Borbély, Géza Morcsányi, Réka Tenki, Zoltán Schneider, Ervin Nagy; FSK: ab 12; 116 Minuten

Der Film spielt an einem Ort, auf den man als Inspiration für eine solch poetisch-surreale Liebesgeschichte wohl als allerletztes kommen würde, nämlich in einem Schlachthaus in Budapest. Als die autistische Mária dort ihren Job als Qualitätskontrolleurin antritt, wird sie von den meisten Kollegen gemieden, nur zu dem halbseitig gelähmten Finanzchef Endre scheint sie ein besonderes Verhältnis aufzubauen. Nach dem Diebstahl eines libidosteigernden Präparats für die Rinderzüchtung müssen alle Angestellten einen psychologischen Test über sich ergehen lassen – mit einem überraschenden Ergebnis: Offenbar träumen Mária und Endre jede Nacht unabhängig voneinander denselben Traum, in dem sie sich als Hirsche in einem verschneiten Wald begegnen… .

Diese Traum-Seelenverwandtschaft hätte leicht in magisch-realistischen Kitsch abgleiten können, aber da hält Regisseurin Ildikó Enyedi mit einigen besonders krassen Szenen konsequent dagegen: Vor allem eine, in dokumentarischen Bildern festgehaltene, macht schnell klar, dass es sich bei Körper und Seele um keine ganz alltägliche Wohlfühl-Romanze handelt. Auch sonst umrahmt Enyedi ihre surreal-zärtliche Liebesgeschichte mit betont nüchtern-präzisen Beobachtungen etwa der sozialen Strukturen im Schlachtbetrieb oder der alltäglichen Korruption in Ungarn.

Fazit: Zärtlich, poetisch, berührend, dann wieder krass, kühl, schmerzhaft – Körper und Seele ist eine vielfältig widersprüchliche und gerade deshalb so spannend-berührende Liebesgeschichte und wurde auf der Berlinale als bester Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.