Come on, Come on (C’mon, C’mon)

Di 30.8. (18 und 20 Uhr) / Do 1.9. (17:30) / So 4.9. (13:00)

USA 2022; Regie und Buch: Mike Mills; Darsteller*innen: Joaquin Phoenix, Gaby Hoffmann, Woody Norman, Scoot McNairy, Molly Webster; FSK: ab 6; 109 Minuten

Kaum ein Regisseur erzählt von Eltern und Kindern mit solcher Feinfühligkeit wie Mike Mills. Auch sein neuer Film C’mon C’mon weist einen starken persönlichen Bezug auf, denn er ist von der Beziehung zu seinem Sohn inspiriert. Mit einer wundersamen Mischung aus Präzision und Beiläufigkeit wird das Universelle im Individuellen gefunden und im ganz persönlichen Erleben der Blick auf die Welt geweitet.

Das beginnt schon mit der Ausgangssituation: Der Radiojournalist Johnny arbeitet an einem Projekt, für das er durch die USA reist, um Kinder und Jugendliche aller Schichten und Herkünfte über ihre Träume und Ängste zu befragen. Allein diese Idee macht den Film besonders, weil die Interviews, die sich als Leitmotiv durch den Film ziehen, allesamt authentisch sind. Sie bilden zugleich die Grundierung für die Geschichte von Johnny und seinem neunjährigen Neffen Jesse – einem Jungen, dessen Hochintelligenz zuweilen fürchterlich nervt, doch genau das ist beabsichtigt. Es passiert eigentlich gar nichts, und doch geht es um alles. C’mon C’mon berührt existenzielle Themen auf eine nahbare, unverstellte Weise. Es geht um das Erinnern und Vergessen, die schönen Momente, die irgendwann nur noch Fragmente sind.

Licorice Pizza

Di 23.8. (18 und 20 Uhr) / Do 25.8. (17:30) / So 28.8. (13:00)

USA 2021; Regie: Paul Thomas Anderson; Darsteller*innen: Alana Haim, Cooper Hoffman, Sean Penn, Tom Waits, Bradley Cooper, Maya Rudolph, Benny Safdie; FSK: ab 12; 133 Minuten

Im kalifornischen San Fernando Valley des Jahres 1973 entwickelt sich zwischen Mittzwanzigerin Alana Kane und Teenager Gary Valentine eine ungewöhnliche Freundschaft. Doch inmitten des alltäglichen Trubels aus Gelegenheitsjobs und Schauspielkarriere, Freunden und Politik, Vinyl und Super 8 entstehen mit der Zeit auch intensivere Gefühle…

In Licorice Pizza erzählt Paul Thomas Anderson nicht nur von einer außergewöhnlichen Liebe und der so aufwühlenden wie verwirrenden Zeit des Erwachsenwerdens, sondern nimmt das Publikum auch mit auf eine stimmungsvolle Reise zurück in die Siebziger – und in ein Leben zwischen Schlaghosen und Ölpreiskrise, New Hollywood und Motown. Dazu gehört natürlich auch die passende Musik. Der Soundtrack zum Film wurde vom Regisseur persönlich kuratiert. Mit Stücken von David Bowie, The Doors und Kompositionen von Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood fängt er die Stimmung der frühen 70er-Jahre grandios ein. Musik hat bei Licorice Pizza eine ganz besondere Rolle, denn nicht umsonst ist es der Name eines kalifornischen Plattenladens.

In den Hauptrollen begeistern zwei Shootingstars in ihrem grandiosen Schauspieldebüt: Cooper Hoffman, Sohn der verstorbenen Schauspiellegende Philip Seymour Hoffman, und die Grammy-nominierte Musikerin Alana Haim aus der Schwesternband Haim, die zusammen mit ihren Schwestern auch vor der Kamera als Familie zu sehen ist. An ihrer Seite brilliert mit Bradley Cooper, Sean Penn, Maya Rudolph und Tom Waits ein erstklassiges Ensemble.

King Richard

Di 16.8. (18 und 20 Uhr) / Do 18.8. (17:30) / So 21.8. (13:00)

USA 2021; Regie: Reinaldo Marcus Green; Drehbuch: Zach Baylin; Darsteller*innen: Will Smith, Jon Bernthal, Tony Goldwyn, Dylan McDermott, Demi Singleton; FSK: ab 12; 138 Minuten

Serena Williams und ihre Schwester Venus werden durch das harte Training ihres Vaters und Trainers Richard Williams zu erfolgreichen Tennisspielerinnen. Aber die beiden Töchter spielen im Film nicht die Hauptrollen. Sie sind zwei fröhliche, ehrgeizige und durchaus selbstbewusste Mädchen, die verrückt nach Tennis sind und unbedingt ihren Traum leben wollen. Tatsächlich haben die Williams-Schwestern den Film koproduziert, der in erster Linie hochklassige Unterhaltung bietet und bieten will, nicht nur für Tennisfans, die hier natürlich ihren Spaß haben werden. Das Biopic über Richard Williams wird zum Drama eines Mannes und seiner gesamten Familie erhoben: Eine schwarze Familie, die an den American Dream glaubt, vielleicht sogar mehr als an die Realisierung sportlicher Ziele. Wider besseren Wissens verfolgen sie gemeinsam ihren Traum … und das ist, abgesehen vom Sport, auch ein sehr schönes, romantisches Märchen, das hier tatsächlich in Erfüllung geht.

Haute Couture

Di 9.8. (18 und 20 Uhr) / Do 11.8. (17:30) / So 14.8. (13:00)

Frankreich 2021; Regie Sylvie Ohayon; Darsteller*innen: Nathalie Baye, Lyna Khoudri, Pascale Arbillot; FSK: ab 12; 100 Minuten

Esther steht kurz vor der Rente und fertigt für Dior eine letzte Haute Couture Collection als Direktrice an. Als ihr jedoch in der Pariser Metro die Handtasche mit zahlreichen Zeichnungen gestohlen wird, muss sie beinah von Neuem anfangen. Die Diebin ist Jade, die jedoch ein schlechtes Gewissen bekommt und die Handtasche zurückbringt. Statt die Diebin zu tadeln, sieht Esther in ihr eine Chance die Leidenschaft für die Schneiderei und die Haute Couture Mode weiterzugeben. Sie möchte ihr ein Praktikum anbieten und überrascht damit nicht nur Jade, sondern auch die weiteren Damen im Atelier. Was als wundervolles Projekt beginnt, droht jedoch aufgrund der unterschiedlichen Welten, aus denen die Frauen stammen, in sich zusammenzufallen.

Haute Couture zeigt einen authentischen Blick hinter die Kulissen eines Haute Couture-Ateliers und blickt auf die aufwendigen, mit viele Liebe zum Detail gefertigten Handarbeiten, die hinter den atemberaubenden Entwürfen liegen. Gleichzeitig gelingt der Regisseurin ein sensibles Porträt zweier Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, dargestellt von der großartigen Nathalie Baye und Lyna Khoudri.

The Card Counter

Di 2.8. (18 und 20 Uhr) / Do 4.8. (17:30) / So 7.8. (13:00)

USA 2021; Regie: Paul Schrader; Darsteller*innen: Oscar Isaac, Willem Dafoe, Tiffany Haddish, Tye Sheridan; FSK: ab 16; 112 Minuten

William ist ein ehemaliger Soldat, der heute das Kartenspiel beherrscht. Er spielt nur mit einem Einsatz, der ihn nicht auf dem Radar der Betreiber erscheinen lässt. Er zieht von einer Stadt zur anderen, übernachtet aber nicht in den Casinohotels, sondern mietet günstige Zimmer in Motels, damit man seine Bewegungen nicht nachverfolgen kann. Eines Tages wird er von einem jungen Mann namens Cirk angesprochen. Dessen Vater folterte zusammen mit Major John Gordo Gefangene in Abu Ghuraib und landete genau wie William hierfür im Gefängnis. Durch die Begegnung kehren Willams Alpträume zurück, wie ihn der diabolische Major Gordo in die Foltertechniken eingewiesen hat. William ist in seiner Vergangenheit gefangen. Für ihn gibt es keine Zukunft.

Die Folterungen von Abu Ghuraib und die damit verbundenen persönlichen Schicksale verdichtet der Regisseur Paul Schrader zu eindringlichen Kinobildern. The Card Counter ist ein grandioser Film über Schuld und Sühne, über das Pokern und über ein amerikanisches Kriegstrauma.

Silence Breakers

Di 26.7. (18 und 20 Uhr) / Do 28.7. (17:30) / So 31.7. (13:00)

Deutschland/Frankreich/Israel 2021; Regie: Silvina Landsman; Dokumentarfilm; FSK: ab 12; 92 Minuten

„Erst war ich ruhig, dann wurde ich gewalttätig“, sagt eine junge Frau. Sie habe Gefangene wie Tiere behandelt. Unter Tränen berichtet sie, wie sie die Palästinenser an ihrem Einsatzort in Hebron verhaftet, geohrfeigt, getreten, beschimpft hat. Die Aussage dieser jungen Frau ist Teil des Dokumentarfilms Silence Breakers, der die Arbeit der israelischen NGO Breaking the Silence schildert. Es ist eine schwierige, schmerzvolle Arbeit, denn die Aktivisten der 2004 gegründeten Organisation richten ihre Scheinwerfer auf finstere Ecken ihres Landes. Sie sammeln Zeugenaussagen ehemaliger Soldaten, die ihr Schweigen brechen und als Whistleblower Auskunft geben über Armeegewalt in den besetzten palästinensischen Gebieten. Sie wollen zeigen, wie die seit 55 Jahren andauernde Besatzung die jungen Wehrpflichtigen, die Armee und die ganze Gesellschaft vergiftet. Die Filmemacherin Silvina Landsman, 56, die in Buenos Aires aufgewachsen und als Kind mit ihren Eltern nach Israel eingewandert ist, hat die Arbeit der Aktivisten über mehrere Monate begleitet.

Ein Dorf zieht blank (Normandie Nue)

Di 19.7. (18 und 20 Uhr) / Do 21.7. (17:30) / So 24.7. (13:00)

Frankreich 2018; Regie: Philippe Le Guay; Darsteller*innen: François Cluzet, Toby Jones, Pili Groyne; FSK: ab 6; 110 Minuten

Es lief schon mal besser für die Bewohner des kleinen Städtchens Mêle-sur-Sarthe in der Normandie. Die Landwirtschaftskrise greift um sich, sämtliche Bauern sind verschuldet, die Einnahmen der Stadt gehen gegen Null. Doch Bürgermeister Balbuzard weigert sich, aufzugeben. Also beschließt Balbuzard die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Als zufällig der berühmte Fotokünstler Blake Newman in den Ort kommt, scheinen alle Probleme gelöst und die nötige Aufmerksamkeit garantiert. Denn Newman möchte ausgerechnet hier sein neues spektakuläres Fotoprojekt realisieren und sogar die Bauern mit einbeziehen. Wäre da nicht noch eine Kleinigkeit, von der der Bürgermeister noch alle überzeugen muss: Die Bauern sollen sich für das Foto ausziehen …

Getragen wird der Film von den authentisch agierenden Darstellern. Die Gemeindeabende, in denen kleine und große Probleme lautstark ausdiskutiert werden, wirken ebenso milieuecht wie auch die gesamte Kleinstadtszenerie rund um den Marktplatz, wo das Herz der Kleinstadt schlägt, wo getratscht, beobachtet, gezankt und geheiratet wird. Feelgood auf französisch – voller Herz und Charme.

Das Ereignis (L’Événement)

Di 12.7. (18 und 20 Uhr) / Do 14.7. (17:30) / So 17.7. (13:00)

Frankreich 2021; Regie: Audrey Diwan; Darsteller*innen: Anamaria Vartolomei, Kacey Mottet Klein, Luàna Bajrami, Sandrine Bonnaire, Louise Orry-Diquero; FSK: ab 12; 100 Minuten

Frankreich, 1963. Anne ist eine begabte Literaturstudentin, die eine vielversprechende Zukunft vor sich hat. Als sie schwanger wird, sieht sie ihre Chancen schwinden, ihr Studium zu beenden und sich aus den Zwängen ihrer sozialen Herkunft befreien zu können. Die Wochen verstreichen, die Abschlussklausuren stehen an. Anne entscheidet, ganz auf sich allein gestellt, zu handeln, auch wenn sie dabei riskiert, ins Gefängnis zu kommen.

Mehr noch als von der Schwierigkeit im Jahre 1963 ein ungeplantes Kind abtreiben zu können, erzählt Audrey Divan in Das Ereignis von den oft kaum wahrnehmbaren, aber stets existenten Klassenunterschieden, die die französische Gesellschaft prägen. Wirkt Anne äußerlich noch wie eine ganz normale Studentin, zieht sich ähnlich an und hört dieselbe Musik, wirkt gerade die regelmäßige Heimreise zu den Eltern auf dem Land wie eine Zeitreise. Die Mutter hilft ihr, wie sie eben kann, doch man merkt, dass sie die Ziele der Tochter kaum begreifen kann, da sie kaum noch die selbe Sprache sprechen.

Als Abtreibungsdrama wurde Audrey Divans Das Ereignis beschrieben, als es beim Festival in Venedig Premiere feierte und mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde. Doch der auf dem autobiographischen Roman von Annie Ernaux basierende Film ist so viel mehr: ein Film über soziale Klassen, die Durchlässigkeit der Gesellschaft und den schwierigen Versuch, sich als Frau nicht unterkriegen zu lassen.

Drive My Car

Di 5.7. (18 und 20 Uhr) / Do 7.7. (17:30) / So 10.7. (13:00)

Japan 2021; Regie: Ryusuke Hamaguchi; Darsteller*innen: Hidetoshi Nishijima, Reika Kirishima, Toko Miura, Masaki Okada; FSK: ab 12; 179 Minuten; OmU

Yusuke Kafuku, ein Bühnenschauspieler und Regisseur, ist glücklich verheiratet mit Oto, einer Drehbuchautorin. Doch Oto stirbt plötzlich, nachdem sie ein Geheimnis hinterlassen hat. Zwei Jahre später erhält Kafuku, der den Verlust seiner Frau noch immer nicht ganz verkraftet hat, das Angebot, bei einem Theaterfestival Regie zu führen und fährt mit seinem Auto nach Hiroshima. Dort lernt er Misaki kennen, eine zurückhaltende Frau, die ihm als Fahrerin zugewiesen wird. Sie chauffiert den Künstler fortan in seinem roten Saab 900 zur Arbeit und zurück. Auf ihren gemeinsamen Fahrten beginnen die beiden ganz zögerlich, sich ihrer Vergangenheit zu stellen und öffnen sich einander, um von ihrer beider Leben zu berichten…

Drive My Car ist eine fesselnde Geschichte über Vertrauen und Verrat und basiert auf Haruki Murakamis Kurzgeschichte Von Männern, die keine Frauen haben. Durch seine unaufdringliche Inszenierung, das brillante Spiel der Darsteller und die Detailverliebtheit bei den Figuren zieht der Film den Zuschauer von Beginn an in seinen Bann.

Der Film erhielt 2021 den Preis für das beste Drehbuch in Cannes und 2022 den Oscar als bester Internationaler Film.

One Word

Di 28.6. (18 und 20 Uhr) / Do 30.6. (17:30) / So 3.7. (13:00)

Deutschland 2020; Dokumentation; Regie: Viviana und Mark Uriona; 83 Minuten; OmU

One Word erzählt von den Auswirkungen des Klimawandels auf die Republik der Marshallinseln und ihre Bevölkerung. Die Marshallinseln sind ein Inselstaat in der Nähe des Äquators im endlosen Blau des Pazifischen Ozeans. Der größte Teil der Marshallinseln liegt weniger als 1,8 Meter über dem Meeresspiegel. Das ansteigende Meer erodiert das tief liegende Land, versalzt das Grundwasser und tötet die Vegetation ab. Die Treibhausgasemissionen der Industriegesellschaften schädigen die alte Kultur der Marshallinseln schwer und könnten sie sogar zerstören.

Der Film wurde in neun Monaten unter Beteiligung vieler Marshalles*innen in Filmworkshops vor Ort entwickelt und gedreht. One Word verzichtet auf einen Off-Erzähler und wird nur von den Stimmen der Bewohner einer sterbenden Welt erzählt. Doch deren Botschaften sind überraschend kraftvoll und voller Optimismus: Die Menschheit kann und wird sich ändern, um die Zivilisation und den Planeten zu bewahren!

Durch den partizipativen Ansatz der Filmentstehung lernte das in Deutschland lebende Ehepaar Uriona die Menschen vor Ort kennen und entwickelte gemeinsam mit ihnen das Filmprojekt. Diese einzigartige Herangehensweise an die gegenseitige Erforschung hat zu einem aufregenden, lebendigen und hoch aufgeladenen Dokumentarfilm geführt, der das wichtigste Thema unserer Zeit festhält. One Word lief und läuft weltweit auf Film-Festivals und hat zahlreiche Preise gewonnen.